Nein, Hilfsmittel beißen nicht und da ich immer sehr ehrlich zu euch bin, lasse ich jetzt die Katze aus dem Sack.
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie ich mein erstes Hilfsmittel, meinen Gehstock, bekam und was ich dabei fühlte:
Genau ich, die als Überschrift heute “Keine Angst vor Hilfsmittel” schreibt. Doch ich möchte euch die Angst nehmen. Deswegen schreibe ich euch heute meine Geschichte und wie sich irgendwann der Schalter in meinem Kopf umlegte.
Aber! Sie sind eine enorme Erleichterung.
Der rechte Stock auf dem Foto ist Paulchen, bronzefarben und zusammenfaltbar. Paul, der Zweite, kam zwei Jahre später dazu. Ich musste den beiden einfach Namen geben. Somit konnte ich leichter mit der neuen Situation umgehen.
Die Jahre gingen ins Land, ein Schub nach dem anderen folgte, mein Laufen wurde unrund und kostete mich Kraft, die Gehstrecke verkürzte sich. Dann kam der Tag, an dem ich mit meinen Kindern Rom buchte. Ein Rollator musste her, da meine Kinder noch zu jung waren, um mich ständig zu stützen. Das kostete mich tatsächlich eine große Überwindung, denn nun fühlte ich mich alt und krank! Doch ohne dieses Hilfsmittel hätte Rom in einem Fiasko geendet. Es war für Rom und sonstige Aktivitäten die richtige Entscheidung!
Übrigens wird der Rollator von der Kasse bezahlt. Da ich kein Kassenmodel wollte ersteigerte ich mir einer bei Ebay. Die Krankenkasse bezahlte den Regelsatz und ich ein paar Euro drauf. Jedem Betroffenen würde ich empfehlen das zu tun, denn die Farbe, Qualität und Ausstattung sind von entscheidender Bedeutung. Informiert euch unbedingt im Sanitätshaus oder im Internet nach den verschiedenen Modellen.
Leicht zusammenklappbar zum transportieren sind sie auch. Wenn man auf Reisen auf einem Flugplatz oder Bahnhof unterwegs ist, klappt man ihn zusammen und rollt ihn vor sich her und kann dann leichter einen Koffer hinter sich herrollen. Denn nicht jeder hat eine Begleitung dabei.
Wie ihr euch einen Rollstuhl verschreiben lässt und was ihr beachten solltet, habe ich ich einem Beitrag hier veröffentlicht!
Mein neuer Rolli ist ein Traum! Er eröffnete mir eine ganz neue Sichtweise auf ein Hilfsmittel und erhöhte meine Lebensqualität. Vorbei ist es mit der Scham und Angst. Vorbei mit müden Beinen und Tagen, an denen ich frühzeitig abbrechen muss, da mir die Kraft fehlt und ich müde bin.
Mein Sopur-Rolli ist super leicht. Die Räder nehme ich mit einem Griff ab und hebe ihn leicht ins Auto. Ich entschied mich für einen Starrrahmen; damit sparte ich einige Gramm an Gewicht. Außerdem ist er ein Aktivrollstuhl mit knapp 12 kg und lässt mich durch sein leichtes Handling aktiv am Leben teilnehmen und leicht rollen. Eine Tasche am Rückenteil lässt sich leicht abnehmen und bietet Stauraum. Die einklappbaren Griffe sind weniger geeignet zum schieben; geht nur, wenn die Person nicht groß ist. Aber da ich eh niemanden zum Schieben habe, war dieser Rolli die richtige Entscheidung.
Der Fußtritt ist durchgängig, was für mich noch kein Problem ist. Da musste ich auf die Kosten der Kasse achten. Die Beine werden mit einem sehr stabilen Klettband gehalten. Somit sparte ich wieder an Gewicht.
Die Angst vor Hilfsmitteln ist schon lange gewichen. Alles braucht eben seine Zeit. So wie es mit dem Akzeptieren der Krankheit auch seine Zeit braucht.
Lebensqualität und Lebensfreude ist jetzt mein Motto!
Herzlichst
Eure
Bildquelle/Titel: unplush.com/photo-1507698075206-66ec10e57e89
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