Krankheitsbewältigung Multiple Sklerose Was bedeutet Multiple Sklerose?

Therapie bei MS: Verlaufsformen verstehen und behandeln – Teil 1

20. April 2022
Therapien bei Multiple Sklerose

Mittlerweile blickt man kaum noch durch, welche Medikamente und Therapien es bei MS gibt. Drei Verlaufsformen bei Multiple Sklerose sind bekannt. Ausführlich habe ich dir bereits die MS und Formen vorgestellt. Hier eine kurze Erklärung zu den einzelnen Verlaufsformen:

Ein primär progredienter Verlauf, kurz PPMS, trifft auf etwa 5-10 % der MS-Patienten zu. Bei dieser Form beginnt die Krankheit schleichend und ohne Schübe, beziehungsweise man spricht von aufgesetzten Schüben.

Der schubförmige remittierende Verlauf, kurz RRMS, stellt sich mit plötzlich auftretenden Beschwerden da, die sich vollständig oder unvollständig zurückbilden (remittieren).

Eine sekundär progrediente MS, kurz SPMS, tritt zunächst als schubförmiger Verlauf auf, der später fortschreitend ist. Und oft wird das CIS = klinisch isoliertes Syndrom  vergessen.

Anmerkung: Ich schreibe keine Handelsnamen, da dies als Blogger und sonstige schreibende Person verboten ist (Heilmittelgewerbegesetz). Deswegen musst du die genannten Inhaltsstoffe googlen, dann kommt sofort der Handelsname. Ich übernehme keine Verantwortung der Richtigkeit – dein erster Ansprechpartner ist immer dein Arzt oder eine MS-Ambulanz. Hier gebe ich nur einen ersten Überblick.

Vier Stufen bei der Behandlung bei Multiple Sklerose (MS)

Schubtherapie

Bei einer Schubtherapie wird versucht, die Entzündung im Zentralnervensystem (ZNS) zu stoppen, die Symptome zu verbessern und/oder dass der Schub schneller sich zurückbildet.

  • Eine Schubtherapie bedeutet eine Cortisonstoßtherapie an 3 oder 5 Tagen mit je 1000 mg Cortison per Infusion. Zeigt sich nach ca. 2 Wochen keine Rückbildung der Symptome, dann gibt man erneute für 5 Tage je 1000 oder 2000 mg Cortison. Wenn auch diese Infusionstherapie nicht zum Erfolg führt, werden bei schweren Schüben eine Plasmapherese in Erwägung gezogen.

Immuntherapie

  • Eine Immuntherapie dient zur Schubverhinderung und wird mit einer vorbeugenden Therapie durchgeführt. Sie sind nebenwirkungsreich, aber können in den meisten Fällen Schübe reduzieren und einen MS-Verlauf positiv beeinflussen. Ebenso die Progression (Fortschreiten einer Behinderung) in Schach halten.

Symptomatische Therapie

  • Bei dieser Therapie werden gezielt Symptome, wie Fatigue, Blasenprobleme, Schmerzen, Spastiken etc. behandelt und verbessert. 

Rehabilitation

Eine Rehabilitation dient zum Erholen und zum Verbessern aller Symptome und Begleiterscheinungen bei der Krankheit MS. Es kann einen Verlauf günstig beeinflussen und wird auch oft nach einem MS-Schub, der in der Klinik behandelt wurde als Anschlussheilbehandlung (AHB) beantragt. Ansonsten kannst du eine Rehabilitation als Arbeitnehmer über die Rentenversicherung oder als EU-Rentner: in über deine Krankenkasse beantragen.

 

Die Behandlung einer Multiple Sklerose (MS) beruht auf vier Stufen: Schubtherapie, Immuntherapie, Symptomatische Therapie und Rehabilitation.

 

Therapie bei MS – Immuntherapie der Multiplen Sklerose

Eine Immuntherapie bei MS basieret auf drei Säulen

  1. Für alle MS-Verlaufsformbehandlungen sind 20 Präparate/16 Wirkstoffe in Formen von Tabletten, Spritzen, Infusionen oder als Impulstherapie (Verabreichung über 2 Jahre), zugelassen. Mit diesen Therapien versucht man eine Schubreduktion zu erzielen. Hier gibt es die Interferone als Basistherapie, die zu einer Schubreduktion von 30 bis 50 % führen können. Die Therapien unter Cladribin und Fingolimod werden angegeben mit 50 bis 60 % Schubreduktion. Die dritte Kategorie erzielt Erfolge mit 60 %, aber mit schweren Nebenwirkungen, wobei darunter auch Natalizumab mit 40 % fällt.
  2. Nach einer Behandlung der Medikamente unter I wird meistens nach 6 bis 12 Monaten eine Beurteilung auf die Wirksamkeit erhoben. Jeder behandelnde Arzt verfährt hier etwas anders; ich habe mich an die Angaben von Prof. Flachenecker aus der Reha-Klinik Quellenhof gehalten und kenne es aus eigener Erfahrung so. Sollten in dieser Zeit weitere Schübe auftreten, sollte unbedingt über einen Therapiewechsel nach gedacht werden. 
  3. Eine Immuntherapie soll Schübe verhindern, eine Behindertenprogression und ebenso keine neuen Herde im MRT aufweisen. Liegen diese drei Fakten vor, dann wird die Immuntherapie weitergegeben und der Patient gilt als stabil. Leider kann sich diese Situation mit dem weiteren Verlauf einer MS ändern.

 

Immuntherapie bei verschiedenen MS-Verläufe

Milde MS

Für die Behandlung einer milden Multiplen Sklerose stehen folgende Medikamente als Therapie zur Verfügung:

Interferone, Glatirameracetat, Azathioprin, Teriflunomid und Dimethylflumarat 

Aktive MS

Für die Behandlung einer aktiven Multiplen Sklerose stehen folgende Medikamente als Therapie zur Verfügung:

Mitoxantron, Natalizumab, Fingolimod, Alemtuzumab, Cladribin, Ocrelizumab, Siponimod, Ozanimod, Ofatumumab und Ponesimod

Ziele der Immuntherapie ist die Freiheit von Krankheitsaktivität, eine Verringerung der Schubrate und der Behinderungsprogression.

 

Denn eine Zunahme der Progression lässt das Nervengewebe schrumpfen und die Schübe verursachen Entzündungen im Nervensystem — deswegen ist es von absoluter Bedeutung, dass eine optimale therapeutische Behandlung gefunden wird.

 

 

Eine Therapie bei MS kann in den meisten Fällen angebracht sein. Doch es gibt auch MS-Betroffene, die sich gegen solche Immuntherapien entscheiden. Wann der richtige Zeitpunkt mit dem Beginen einer MS-Therapie ist, kann nur jeder für sich entscheiden.

Deswegen bleibe informiert, ein ganz wichtiger Punkt und spreche ausführlich mit deinem Neurologen. Außerdem ist es oft sinnvoll, sich eine zweite Meinung einzuholen. 

Im nächsten Teil stelle ich dir die einzelnen Immuntherapien vor, für welchen MS-Verlauf und die Nebenwirkungen.

Bleibe informiert und kommentiere gerne, ob dir mein Artikel weiter geholfen hat. 

Deine

Logo vom Blog Frauenpower trotz MS

Das könnte dich auch interessieren!

5 Kommentare

  • Antworten Therapie bei MS: Immuntherapien und Wirkstoffe verstehen - Teil 2 21. Mai 2022 at 23:27

    […] Therapie bei MS: Verlaufsformen verstehen und behandeln – Teil 1 […]

  • Antworten Britta Roth 24. April 2022 at 14:47

    Liebe Caro,
    wie immer bin ich begeistert von deiner tollen Recherche und Aufklärung über das wichtige Thema Therapien. Ja, man verleiert leicht den Überblick und was für einen selbst am wichtigsten ist, man findet schwer die richtige Therapie für sich selbst. ich suche noch, bekomme momentan alle drei bis sechts Monate (seit Covid-19) Kortison Infusionen. Zu einer anderen Therapie konnte ich mich bisher nicht enschließen, meine Leber ist sehr geschädigt durch eine Chemotherapie als ich Anfang der 20iger war. Daher sind die Ärzte vorsichtig. Aber noch funktioniert das kortison, nicht mehr so wie anfangs, aber es funktioniert und die Knochendichte ist auch noch annehmbar geblieben.
    Danke für deine informativen Blogbeiträge! Ich weiß wie schwer es manchmal ist, wenn man selbst unter Kozentrationsstörungen leidet und außerdem an Fatigue leidet! Deshalb: Hut ab!
    Liebe Grüße,
    Britta

    • Antworten frauenpowertrotzms 24. April 2022 at 18:18

      Liebe Britta,
      ich danke dir für deine Erfahrungen, die du mit uns teilst und deine lieben Worte.
      Ich habe gerade gestern eine Mail an euch rausgeschickt, denn ich verstehe manchmal nur Bahnhof. Deswegen musste ich Ordnung in Unordnung bringen.
      Es ist schwer, wenn man wie wir im sekundären Verlauf sind.
      Liebe Grüße Caro

  • Antworten Dr. Annette Pitzer 20. April 2022 at 08:56

    Liebe Caro,
    eine optimale therapeutische Behandlung bei neurodegenerativen Erkrankungen zu finden und konsequent anzuwenden ist das A und O. Daher bin ich sehr glücklich über Deinen Artikel, denn achtsam dranbleiben ist der erste Schritt, der in der Verantwortung des Betroffenen liegt.
    Alles Liebe
    Annette

    • Antworten frauenpowertrotzms 20. April 2022 at 10:00

      Liebe Annette,

      danke für deinen Kommentar. Jeder muss selbst entscheiden, auch wenn das mit einer chronischen Erkrankung nicht immer so einfach ist. Denn mittlerweile verliert man bei der MS Therapie schnell den Überblick, weil es viele Möglichkeiten gibt.
      Auch keine Therapie zu machen und den alternativen Weg zu gehen, ist vollkommen legitim.
      Liebe Grüße Caro

    Schreibe gerne einen Kommentar