⇒ Seit Monaten lese ich in den sozialen Medien über das Coimbra-Protokoll, ebenso besuchte ich einen Vortrag und trat bei FB in eine Gruppe ein, doch niemand konnte mir diese Therapie besser erklären, wie Marit. Ich werde hier meine Meinung nicht äußern, denn ich möchte niemanden verunichern; deswegen bei Interesse schreibt mich an oder kommentiert unter diesem Beitrag.
⇒ Ich danke dir, liebe Marit, für diesen ausführlichen und offenen Bericht, der sicher vielen MS-Betroffenen in ihrer Entscheidung für oder gegen das Coimbra-Protokoll ein Stück weit helfen wird.
Herzlichst
Eure
Werbung unbezahlt Ι Gastbeitrag von Marit Müller kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen!
Keine Angst vor großen Zahlen! Das Coimbraprotokoll bei MS
Was ist das Coimbraprotokoll (CP)?
Es ist eine Hochdosis-Therapie mit Vitamin D3 zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen. Die Therapie erhielt ihren Namen von Dr. Cicero Coimbra [sprich:Co-imbra]. Er ist ein brasilianischer Neurologe, der während seiner Forschungen zu möglichen neuen Diagnoseverfahren beinahe „per Zufall“ auf in Forschungsarbeiten beschriebene umfängliche Wirkmechanismen von Vitamin D3 stieß.
Dr. Coimbra beschreibt, dass Menschen eine Autoimmunerkrankung entwickeln können, wenn drei Komponenten zusammen treffen:
- eine genetisch bedingte Verwertungsstörung der inaktiven Vorstufe von D3 („Cholecalciferol“), so dass der Körper daraus keine relevanten Mengen der biologisch aktiven Form von D3 („Calcitriol“) herstellen kann
- ein daraus resultierender, lang anhaltender Mangel an Vitamin D3
- ein emotional belastendes Ereignis, der „Tropfen, der das Fass überlaufen lässt“
Daher verfolgt Dr. Coimbra den Ansatz, den Körper mit hohen Dosen Vitamin D3 „zu fluten“, um dem Körper die Möglichkeit zu geben, die zur Immunmodulation notwendigen Dosen an D3 zu erhalten.
Vitamin D3 gilt als ein wichtig(st)er Steuerer des Immunsystems, indem es die Funktionen der Gene der Abwehrzellen modifiziert.
Dr. Coimbra entwickelte eine Methode zur Bestimmung der individuell notwendigen, täglichen Dosis, die zum einen eine regulatorische Wirkung auf das Immunsystem sicherstellt, zum anderen aber keine ernsten Nebenwirkungen hervorruft.
Warum folge ich dem Coimbra-Protokoll?
Die Frage, die auch Caroline mir stellt, lautet: Was hat dich am CP überzeugt? Warum folgst du ihm?
Hier meine Antwort: Es besteht die sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass die MS unter der Therapie in Remission kommt. Dass ihre Aktivität zum Stillstand kommt. Kaum eine andere Therapie kann dies so sicher versprechen.
Ich habe Multiple Sklerose seit 2001. Nach meinen ersten 12 Jahren unter Avonex/Biogen wurde ich dieser Therapie müde. Nicht nur im Kopf, auch mein Körper nahm das Medikament eigentlich nie wirklich an, in der Rückschau hatte ich von Beginn an Symptome. Als ich arbeitsbedingt begann, mich mit Statistiksoftware und dem “Interpretieren” von Daten zu beschäftigen, wuchsen meine Zweifel an den Heils- und schubreduzierenden Versprechen der einschlägigen Pharmahersteller. “Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast”, heißt es nicht umsonst! Ich schlich das Avonex Ende 2012 aus, und orientierte mich um.
Mittels Ausschlussprinzip sind es aktuell 2 Therapien, die ich verfolge: Ayurveda, und seit September 2017 das CP. Beides ist miteinander vereinbar.
Von September bis November 2017 – tägliche Dosis: 33.000 Einheiten D3
Seit Beginn des Protokolls erlebe ich eine verstärkte Erschöpfung und Müdigkeit. Immer sagte ich mir: „Fatique? Kenn‘ ich nicht…“ Nun weiß ich’s. Jede Entscheidung und Aktion kostet viel Willenskraft, es gibt Tage an denen nicht viel klappt außer essen, trinken und pullern. Sie fühlen sich an wie verlorene Tage…
Gerade weil ich so viele verlorene Tage habe, meine ich, dennoch etwas reißen zu müssen. Und ertappe mich dann doch beim Prokrastinieren, bei Pseudoproduktivität.
Ich bilde mir ein, dass ich die Übungen in der Physiotherapie nun länger durchhalte. In absoluter mentaler Entspannung gibt es kleine Lichtblicke in Bewegungs- und Koordinationsmustern: einmal habe ich eine 360Grad-Drehung im freien Stand hinbekommen ohne Fuß-Wirrwarr oder Umfallen.
Von November 2017 bis Februar 2018 – tägliche Dosis: 45.000 Einheiten D3
Rückblickend waren die ersten 9 Wochen unter der Einstiegsdosis… mmh „unschön“: 100% Amöbe (essen, trinken, ausscheiden). Nach der Dosiserhöhung Anfang November bin ich nur noch zu 70% Amöbe. Ich bekomme mehr Antrieb, schreibe, lerne und mach‘ kleine Mini-Winz-Projekte…
Was habe ich nun an mir beobachtet seit der letzten Kontrolle und Dosisanpassung:
Ich kann schon etwas besser den Urin halten und muss nicht mehr gleich nach dem Trinken zum Klo. Als ob das Harnsystem beginnt, sich an die Trinkmengen anzupassen.
Mit dem Magnesiumkomplex (Mg-Glycinat, -Malat, -Citrat) fahre ich gut, akute Durchfälle sind bisher nicht mehr aufgetreten. Allerdings nehme ich „nur“ 400 mg/Tag.
Ich bekomme mein RLS (Restless-Legs-Syndrom) besser unter Kontrolle. Zwar arbeiten sich meine großen Zehen immer noch jeden Abend an sich selbst ab und erzeugen pulsierende Spastiken bis in den unteren Rücken… doch! Nicht mehr stundenlang, also schlafe ich darüber ein. Auch die pulsierenden nächtlichen Schmerzen in den Ober-/Unterschenkeln sind kaum noch da. Und somit konnte ich meinen Konsum von CBD-Öl um bestimmt 90% reduzieren. Vorher brauchte ich beinahe nächtlich einige Tropfen CBD-Öl, um in der Entspannung in den Schlaf zu finden, heute nur noch in Ausnahmefällen.
Und wo ich das gerade schreibe, fällt mir ein: Auch tagsüber ist das beinahe tägliche Brennen in den Oberschenkeln kaum noch spürbar.
Die guten Dinge überwiegen. Ich weiß ja auch, dass 12 Jahre „Vergiftung“ mit Avonex nicht so schnell aufzuholen sind.
Seit Februar 2018 – tägliche Dosis: 40.000 Einheiten D3
Die tägliche D3-Dosis ist durch meinen Protokollarzt um 5.000 Einheiten reduziert. Grund dafür ist ein Blutwert, der sich unter der vorherigen Dosis stark dem unteren Grenzwert seines gesunden Referenzbereichs näherte. Der Wert soll zwar auf niedrigem Niveau gehalten werden, aber nicht gänzlich unterdrückt werden.
Kognitiv geht es mir gut, nur beim koordinierten Laufen “läufts nicht ganz rund”. Ich merke aber, dass ich an der Computertastatur länger schreiben kann, bis die Finger steif werden. Auch hält schon seit geraumer Zeit meine linke Hüfte gut durch, wenn ich das linke Knie isoliert anhebe – sie sackt nicht mehr so weit ab.
Ich bin jetzt 6 Monate im CP, die Dosisfindung läuft noch. Ich bin zufrieden, was sich in dieser kurzen Zeit tut. Erst im Aufschreiben merke ich, dass ich im Grunde nix zu jammern habe. Auch hier geht’s nicht von heute auf morgen. Aber es tut sich was! Und zwar in die richtige Richtung!
Welche Bedingungen stellt das Coimbra-Protokoll?
Du benötigst die Begleitung durch einen zertifizierten Protokollarzt. Nur dieser hat das Wissen, deine regelmäßig zu überprüfenden Laborwerte zu deinem Wohl zu interpretieren und deine Medikation daraufhin anzupassen.
Eine Liste derzeit in Deutschland zugelassener Protokollärzte findest du hier www.coimbraprotokoll.de. Angebote und Aussagen wie „nach Coimbra“/“in Anlehnung an Coimbra“, die nicht in dieser Liste geführt werden, sind unseriös. Lass sie zu deiner eigenen Sicherheit links liegen!
Vitamin D3 macht den größten Teil des Erfolges des Coimbraprotokolls aus. Dies zu unterstützen werden außerdem Magnesium und Vitamin B2 empfohlen. Weitere Nahrungsergänzungsmittel können nach Absprache mit dem zertifizierten Protokollarzt genommen werden.
Dringend begleitet wird die Wirkstoffeinnahme durch
- eine tägliche Trinkmenge von mind. 2,5 Litern Flüssigkeit
- eine calciumarme Ernährung (bspw. keine Milchprodukte, Nüsse/Samen stark einschränken)
- Bewegung im Rahmen der eigenen Möglichkeiten, insbesondere aber die Knochen stauchenden/ziehenden Bewegungsformen (aktiv oder passiv), um unter hohen Dosen von Vitamin D3 einer Osteoporose entgegen zu wirken
- stressreduzierende Methoden wie bspw. Mediationen, progressive Muskelentspannung, Yoga, QuiGong, etc.
Die Therapiekosten belaufen sich, meiner ersten Schätzung nach, auf 1.000 bis max. 1.500 EUR/Jahr. Diese musst du selbst aufbringen.
Marit Müller, 05.02.2018
Bildquelle: https://pixabay.com/de/natur-blume-pflanze-insekt-garten-3181636/
10 Kommentare
Hallo,
ich bin seit Anfang Februar 2020 im CP. Seit dieser Zeit geht es mir immer schlechter und das arbeiten fällt mir schwer. Mein Protokollarzt meint, dass es noch dauern kann bis eine Verbesserung eintritt. Ist das so ? Manchmal fehlt mir die Energie und Kraft es durchzuhalten. Ich lese kaum von Menschen, denen es nach Beginn des Protokolls nur schlecht ging. Ich würde gerne durchhalten aber ich brauche auch mal positive Beispiele für diese schlecht voranschreitende Zeit.
Liegt es vielleicht am Alter ? Ich bin 63.
Wäre schön etwas von Euch zu hören :-))
Grüße
Chouchou
Hallo Chouchou,
habe es auch noch nie gehört dass es einem schlechter geht aber jeder Körper reagiert anders. Vielleicht ist das Protokoll nichts für dich. Für mich auf jeden Fall nicht und werde es auch nie ausprobieren. Deswegen habe ich mein neustes Kochbuch vor 4 Wochen veröffentlicht. Eine antientzündliche Ernährung finde ich persönlich das beste. Aber das ist meine Meinung.
Im Artikel habe ich Marit, die den Gastbeitrag geschrieben hat, verlinkt. Du kannst jederzeit mit ihr Kontakt aufnehmen. Sie antwortet garantiert.
Bei Fragen melde dich gerne noch einmal.
LG Caro
Hallo Caro, ich habe deinen Blog zufällig gefunden als ich bei Amazon etwas gesucht habe und dort dein Buch vorgestellt wurde. Ich wollte dich fragen, ob du einen Rar für mich hast. Meine 30jährige Nichte hat vor ca. 5 Jahren die Diagnose MS bekommen. Sie hatte 2 große Schübe und wurde mit Cortison vollgepumpt. Sie ist wohl relativ beschwerdefrei, leidet aber unter Fatigue und teilweisen Schmerzen. Sie erhält als “Therapie” nun Spitzen, die ca. 2x pro Jahr gegeben werden. Momentan lässt sie es ausschleichen und will schwanger werden. LEIDER ist sie komplett beratungsresistent was Ernährung, Bewegung und alternative Therapien angeht. Das schmerzt die Familie sehr, denn ihre Schwester ist Diätassistentin und könnte ihr natürlich sehr gut helfen. Ich für meine Person beschäftige mich sehr mit Ernährung, Sport sowie alternativen Heilmethoden. Meine Hausärztin ( die ebenfalls immer alternative Heilmethoden anbietet ) hatte seinerzeit die MS Diagnose bei meiner Nichte gestellt. Sie hat ihr das Coimbra Protokoll empfohlen. Meine Nichte ist dem leider nicht gefolgt.
Das Problem unserer Familie ist, dass man mit meiner Nichte einfach nicht reden kann. Kommt dieses Thema zur Sprache, blockt sie ab und will nicht darüber reden.
Das Einzige was sie sagt ist, dass sie keine Lust auf Einschränkungen in ihrem Leben hat. Damit meint sie: sie will das essen, was sie will ( viel Brot, Zucker, Pizza usw. ), keinen Sport machen und keine Nahrungsergänzungsmittel nehmen.
Offensichtlich ist es ihr egal, was diese Einstellung mit ihrer Gesundheit macht. Sie glaubt offensichtlich, dass die Spritzen ausreichen.
Ihr ist offensichtlich auch nicht klar, dass sie sich jetzt beim ausschleichen, um schwanger zu werden, in große Gefahr begibt, wenn sie nicht anderweitig vor Schüben bewahrt.
Meine Nichte ist eigentlich sehr intelligent, hat Germanistik studiert und arbeit als freie Journalistin. Aber in dieser Sache kommen wir nicht an sie heran.
Soweit ich weiß, liest sie auch weder Bücher noch geht sie in Foren. Sie ignoriert alles.
Hast du einen Tipp für mich, wie ich an Sie heran kommen könnte? Ist die so ein Fall schon einmal begegnet?
Danke für deine Antwort. Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid,
ja im Laufe der Jahre sind mir einige mit dieser Einstellung begegnet aber nur wenige. Diese Betroffene mussten erst auf die Nase fallen oder aber sie haben Zeit gebraucht. Am besten lass deine Cousine und alle anderen bitte in Ruhe. Sie muss es selbst spüren wann sie was ändern muss. Denn mit dieser haltung bekommt sie früher oder später leider Probleme und ist auch keine Einstellung für ein Kind zu erziehen. Sorry dass ich so offen bin. Aber wie bei vielen Menschen muss es erst weh tun und ich glaube sie ist so trotzig weil jeder es mit ihr gut meint. Stimmt ja auch aber das will sie nicht hören. Es ist zuviel für sie. Der Tag wird kommen da wacht sie auf und ändert etwas. Hoffe sehr dass das bald sein wird und vor ihrer Schwangerschaft.
Schreibe mir gerne jederzeit.
Alles Liebe Caro
[…] Für die liebe Caroline habe ich einen Gastartikel für ihren Blog frauenpowertrotzms.de geschrieben und das Coimbraprotokoll vorgestellt, mit dem Credo: “Keine Angst vor großen Zahlen!”. […]
Gibt es hier jemanden, der am Coimbra-Protokoll schon länger teilnimmt und bestätigen kann, keine Schübe mehr gehabt zu haben?
Hallo,
hab euch gerade entdeckt und möchte von mir erzählen. Ich habe PPMS seit bestimmt 20 Jahren. So genau kann man es nicht sagen, da es ja schleichend angefangen hat. Ein aufgesetzter Schub hat mir Anfang 2015 zwar die Diagnose, aber auch eine heftige Verschlechterung gebracht, die mich zur Rente brachte.Ich war fast ein Pflegefall. Jetzt mache ich das Coimbraprotokoll seit 15 Monaten und kann meinen Haushalt wieder alleine machen, wieder denken und wieder am Leben teilnehmen. Ich bin zwar noch eingeschränkt, aber ich habe wieder ein Leben.
Liebe Claudia,
freue mich sehr über deinen Kommentar und deine Erfahrungen mit Coimbra. Ich lerne immer mehr Menschen kennen, die es auch machen und viele haben Verbesserungen. Ich bleibe am Ball; selbst mache ich es noch nicht.
Liebe Grüße
caro
Warum folge ich dem Protokoll?
Weil es logisch ist.
Und unterdessen (7 1/2 Monate im Protokoll) kann ich sagen: es funktioniert!
Schulmedizin war nie eine Option, ich hätte andere Optionen gesucht (und gefunden). 🙂
Hallo,
danke für den Kommentar. Ich habe mich auch von der Schulmedizin abgewendet. Was Marit schreibt, klingt überzeugend. Wir werden demnächst in unserer SHG mal diskutieren.