Ernährung mit MS Nährstoffe und Vitamine

Ernährung bei MS: Was sagt eine Diplom-Ökotrophologin?

1. November 2018
Was sagt eine Diplom-Ökotrophologin zu der Ernährung bei Multiple Sklerose?

Für mein zweites Kochbuch konnte ich eine Diplom-Ökotrophologin gewinnen, die uns ihr Sichtweise zur Ernährung bei Multiple Sklerose (MS) erklärt. Sicher nicht für jeden gedacht, denn einige haben für sich das Coimbra-Protokoll entdeckt. Bei dieser Therapie sind Milchprodukte komplett vom Ernährungsplan gestrichen. Ich denke eine Mischung und das Wohlbefinden stehen an erster Stelle. Jeder kommt mit einer anderen Ernährung bei MS im Alltag zurecht. Fühlt sich beispielsweise mit einer reinen veganen Form wohler als mit der Paleo-Diät. Es ist schwer sich im Dschungel der Ernährungstipps zurecht zu finden. Deswegen sollte jeder selbst entscheiden, was im gut tut. Doch ich bin fest überzeugt, dass eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung bei MS  sie abmildern kann. Ein Rezept zum nachkochen gibt es am Ende.

 

„Die Menschen gehen lieber zugrunde, als dass sie ihre Gewohnheiten ändern.”

(Leo Tolstoi)

 

Noch kann ich nicht so wie ich möchte, aber dann …

Auf einem Blogger-Event lernte ich die Paleo-Diät kennen und war positiv überrascht. Da ich aber weitestgehendst Fleisch meide, kommen nur einige Rezepte und Umsetzen von Paleo für mich in Frage. Auf Milchprodukte möchte ich auf keinen Fall verzichten. Deswegen werde ich nie das Coimbra-Protokoll für mich in Erwägung ziehen. Persönlich fand ich einen guten Weg und werde diese Form der Ernährung noch ausfeilen, sobald mein Sohn nicht mehr bei mir lebt. Nach über 20 Jahren doppelt zu kochen, da mein Sohn ein Fleischesser und meine Tochter reine Vegetarierin ist, halte ich das letzte Jahr auch noch durch. Ich weiß, dass ich immer noch zuviel Zucker auf unserem Speiseplan habe. Leider lässt sich mein Sohn hier nicht belehren. Fairerweise hat auch er den Zuckerkonsum sehr reduziert hat und die weniger gesüßten Kuchen mittlerweile akzeptiert. An den Tagen, an denen meine Tochter zu Besuch kommt, schlemme ich mich durch alle vegetarischen Rezepte. Dabei fühle ich mich pudelwohl. Esse ich mal alleine, gibt es eh nur Gemüse und Salate. Die Beilagen bestehen dann aus Vollkornreis, Hirse/Amaranth/Buchweizennudeln oder Kartoffeln.

 

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Ernährung bei MS

 

 

Stellungsnahme von Frau Dr. Silke Lichtenstein über die Ernährung bei Multiple Sklerose! 

Bei meinen mittlerweile zahlreichen Vorträge über die Ernährung bei MS, bietet sich immer wieder Gelegenheit für Begegnungen mit meinen Zuhörern, die ich als sehr bereichernd erfahre. Und die einer der Gründe sind, warum ich meinen Beruf so liebe. So lernte ich im Frühjahr Frau Régnard-Mayer kennen. Im Nachgang erzählte Sie mir von Ihrem Buch und bat mich um einen Beitrag zu diesem Buch. Mit Freude komme ich dieser Bitte nach.

Die Ernährung bei MS ist eines der zu wenig beachteten ernährungsmedizinischen Themen. Um nicht zu sagen, inakzeptabel wenig beachtet. Auch ich kam vor einigen Jahren mehr oder weniger zufällig dazu und nur dank des Engagements eines Chefarztes der Neurologischen Abteilung eines Kreisklinikums im Großraum Stuttgart. Er und sein Team haben mich von der ersten Stunde an davon überzeugt, dass Ernährung bei MS mehr Aufmerksamkeit in der Therapie und in Ernährungsmedizin erfahren muss. Und letztenendes haben auch Sie, alle von MS betroffenen Menschen mir mit Ihren Zwischenfragen und Erzählungen deutlich gemacht, mit welchen mehr oder weniger umfassenden Problemen beim oder mit Essen und Trinken Sie, liebe Leser, tagtäglich umgehen müssen. Zu allem andern. Seitdem setze ich mich nach Kräften dafür ein, Ihnen Appetit auf gesundes Essen und Trinken zu machen.

Sowohl die Krankheit MS selbst, als auch deren Therapie, werden begleitet durch Symptome, Risiken oder Nebenwirkungen, die auch mehr oder weniger gravierende Auswirkungen auf Ernährungsstatus bzw. das Körpergewicht haben können. Dann stellt sich die Aufgabe – unter Rücksichtnahme auf individuelle Vorlieben – zu neuen, bedarfsgerechten, und genussbringenden Gewohnheiten zurück zu finden. Leichter gesagt als getan. Wenn Probleme beim Essen und Trinken auftreten bzw. sich Gewichtsschwankungen einstellen sollte man sich professionell beraten lassen. Auch ganz praktische Probleme bei der Versorgung rechtfertigen eine angemessene Hilfestellung durch eine Ernährungsfachkraft. Arzt oder Krankenkasse helfen bei der Suche.

In meinen Vorträgen beziehe ich mich auf die „Anti-Entzündliche-Diät“ nach Prof. Adam. Es gibt einige Hinweise, wie mit einer an die Bedürfnisse von MS-Kranken Ernährungsform versucht werden kann, positiven Einfluss auf das Wohlbefinden und den Allgemeinzustand bei MS auszuüben. Sie vereint alle Empfehlungen für eine gesunderhaltende Ernährung nach der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) mit den Erkenntnissen aus der Ernährungsmedizinischen Forschung bei Menschen mit chronisch entzündlichen Erkrankungen wie Rheuma aber auch MS.

In diesem Buch teilt die Autorin Ihren Lesern vorangehend ihre sehr persönlichen Erfahrungen und Sichtweisen mit, die teils auf dieser anti-entzündlichen Ernährungsweise beruhen. Diesen Part überlasse ich der Autorin. Daher möchte ich Ihnen an dieser Stelle etwas ganz anderes als mein ernährungsmedizinisches Fachwissen mitgeben, das aber mitnichten weniger wichtiger ist. Diese Dinge sollen Ihnen helfen, Sie darin bestärken, zu Ihren ganz persönlichen „gesunden“ Essgewohnheiten zu finden. Denn gerade für Menschen mit chronischer Erkrankung bildet ein idealer „Ernährungszustand“ das entscheidende Fundament für die körperliche „Gesamtkonstitution“ und das persönliche Wohlbefinden. In diesem Sinne steht Essen und Trinken auch im Zusammenhang mit dem Gesamtverlauf der Krankheit. Hinter diesen etwas sperrigen Begriffen verbirgt sich zweierlei: 1. Täglich muss aufs Neue eine ausgewogene Mischung an Nährstoffen (z.B. Fette, Eiweiß) und andere wertgebende Stoffe (z.B. Antioxidanzien, Ballaststoffe) gegessen und getrunken werden. Um sämtlichen körperlichen Bedarf abzudecken, bzw. weil einige Inhaltsstoffe wie Ballaststoffe offenbar gesunderhaltend wirken. Soweit das allgemein verbreitete Verständnis von „gesunder Ernährung“. 2. Ist es aber, und das ist weniger bekannt, genauso wichtig, dass das Bedürfnis nach Genuss, Freude und Spaß beim Essen zum Tragen kommt. Vor allem kranke Menschen, aber auch behandelnde Ärzte schenken diesem wichtigen Punkt wenig Aufmerksamkeit.

Essen und Trinken sind mehr als nur die Aufnahme von Nährstoffen und Energie. Insofern kann von „gesunder Ernährung“ auch nur dann die Rede sein, wenn die Essgewohnheiten alle Bedürfnisse und Bedarfe decken. Mit „Bedürfnisse“ meine ich z.B. das nach Freude, Genuss, Gemeinsamkeit oder Eigenständigkeit und mit „Bedarfe“ etwa die bezüglich Nährstoffen und Energie. Fest steht: Der Mensch isst und trinkt aus vielerlei Gründen. Die gemeinsame Mahlzeit ist in allen Esskulturen weltweit ein fester Bestandteil menschlichen Zusammenlebens. Jede beinhaltet bestimmte Speisen und Getränke und für jeden von uns sind diese wie unsere ganz persönlichen Vorlieben und Abneigungen, elementarer Teil unserer Persönlichkeit.

Die guten Nachrichten lauten: Der Mensch ist ein Allesesser und es kommt (nur) auf eine gesunde Ausgewogenheit und das richtige Maß an. In diesem Sinne gibt es also auch keine „gesunden“ und „ungesunden“ Lebensmittel, wohl aber „gesunde“ und „ungesunde“ Essgewohnheiten. Aus vielen Jahren Beratung weiß ich: Ausgewogen und maßvoll lässt sich leicht daher sagen, doch die Umsetzung auf dem Teller fällt den meisten Menschen alles andere als leicht. Zum einen, wenn durch Krankheiten verschiedene Einschränkungen, Symptome oder Nebenwirkungen hinzukommen, die den Appetit verderben bzw. genussvolles, bedarfsgerechtes und ausgewogenes Essen schwieriger machen. Zum anderen, wenn man durch die vielen Dinge, die man im Zusammenhang mit der „gesunden Ernährung“ zu hören und zu lesen bekommt, verwirrt, verunsichert oder auch nur genervt ist. Auch hier sind gerade kranke Menschen gefährdet, z.B. vergebliche Hoffnungen in „Heildiäten“ oder teilweise sehr unappetitliche Ratschläge bezüglich einzelner „heilender“ Lebensmittel zu setzen. Alle diese Versprechungen sind nichts anderes als Spekulation. Insbesondere sehr einseitige bzw. extreme Ernährungsformen sind sogar risiko- und nebenwirkungsreich.

„Gesunde“ Dinge nur mit Überwindung herunterzubringen, oder auf alles „Ungesunde“ zu verzichten, das einem aber doch so am Herzen liegt, ist auf Dauer weder machbar noch zielführend. Wer auf Schokolade kaum verzichten kann, sollte nicht den Ehrgeiz haben, das zu tun. Das Ziel ist, ein gesundes Maß zu finden. Also eines, das uneingeschränkt gut tut. Damit gesundes Essen tatsächlich gut tut, ist es notwendig, dass man in den Bauch hinein hört und die Signale ernst nimmt. Das geht nur mit Zeit und Aufmerksamkeit für Essen und Trinken. Auch die geschmackliche Abwechslung und Rücksichtnahme auf persönliche Vorlieben sind ganz wichtig. Und nicht zuletzt muss eine gesunde Ernährung ohne Krampf und ohne größere Einschnitte in ihrem Alltag umsetzbar ein. Das (Nicht-)Essen nur zu bestimmten Uhrzeiten z.B kann auf Dauer vom Miteinander am Familientisch oder im Freundeskreis isolieren.

Von gesunder Ernährung keine Spur. Das gleiche gilt für die Verteufelung einzelner Lebensmittel, wie Ei oder Weißzucker. Es gibt keine pauschale Verurteilung, die für alle Menschen gilt. An dieser Stelle kommen wir zu „Verboten“ und „Erlaubt“-Listen. Sie mögen die Umsetzung einer gesunden Ernährung erleichtern, letztenendes sind sie aber Willkür bzw. etwas, das zu den persönlichen Vorlieben und Abneigungen passen muss. Ein Mensch, der zu süß isst und Übergewicht hat, sollte mit gezuckerten Getränken und Speisen zurückhaltend sein, ein anderer, untergewichtiger, toleriert etwas mehr davon. Eier sind ein hochwertiges Lebensmittel mit einen hervorragenden Vitamin- und Eiweißprofil, gleichzeitig enthalten Sie Inhaltsstoffe, die gegen einen übermäßigen Verzehr sprechen.

Mein Geleitwort an Sie: Die Natur gibt uns alles mit, was wir benötigen, um zu spüren, welches das richtige Maß ist und was wir brauchen. Essen Sie abwechslungsreich, nehmen Sie sich Zeit beim Essen. Gehen Sie achtsam mit Ihren Vorlieben um und gönnen Sie sich Ausnahmen. (Und nur), wenn Sie Ihnen ausnahmslos gut tun. Dann aber ohne schlechtes Gewissen. Das richtige Maß und eine gesunde Mischung bestehen aus vernünftiger Regelmäßigkeit und unvernünftigen Ausnahmen. Diese Kombi ist ein guter Weg zu einer gesunderhaltenden Ernährung.

Ich wünsche Ihnen Alles Gute und einen guten Appetit!

Dr. Silke Lichtenstein

 

Doch am Ende möchte ich euch noch ein Rezept mit auf den Weg geben – meine Ernährung bei MS: 

Hirsepfanne (vegetarisch / vegan)

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Hirsepfanne

Gericht Main Course
Küche Deutschland
Keyword Gemüse, Hirse, Pfanne, vegan, vegetarisch
Portionen 4
Autor Caroline Régnard-Mayer [www.frauenpowertrotzms.de]

Zutaten

  • 400 g Hirse
  • 1 mittelgroße Zucchini
  • je 1 rote und gelbe Paprika
  • 3 Möhren
  • 2 Knoblauchzehen
  • 1 rote Chilischote
  • 2 EL frisch gehakte Petersilie
  • 4 EL Rosinen
  • 3-4 EL Zitronensaft (frisch ausgepresst)
  • 3-4 EL Olivenöl
  • 1/2-1 TL Salz
  • 1/2 TL schwarzer Pfeffer

Anleitungen

  • Zucchini waschen, längs durchschneiden, dann in dünne Scheiben. Paprika waschen, Kerngehäuse entfernen und in kleine Würfel schneiden. Chilischote waschen, längs aufschneiden, entkernen und in feine Streifen zerkleinern. Möhren schälen und raspeln.
    Ernährung bei MS-Was sagt eine Diplom-Ökotrophologin zu der Ernährung bei Multiple Sklerose?
  • Olivenöl in einer Pfanne erhitzen (nicht zu heiß!). Zucchini, Paprika, Möhren und Chili zufügen und andünsten. Mit Salz, Pfeffer und Paprika würzen. 
    Ernährung bei MS-Was sagt eine Diplom-Ökotrophologin zu der Ernährung bei Multiple Sklerose?
  • Rosinen und Zitronensaft dazugeben und bei schwacher Hitze ca. 10-12 Minuten köcheln. Hirse untermischen, abschmecken und mit Petersilie bestreuen.
  • Sofort servieren.

Tipp: Sie können die Gemüsesorten und -mengen variieren. Nehmen Sie eine rustikale Pfanne, dann können Sie das Gericht auch darin anrichten!

    Ich wünsche euch viel Lesevergnügen und nehme gerne Tipps und Rezepte entgegen. Wer Lust hat, kommentiert unter dem Blogbeitrag!

    Herzlichst

    Eure

    MS-Blog frauenpowertrotzms

     

     

     

    Für Interessierte mein zweites Kochbuch!

    Kochbuch Guten Appetit MS 2


     

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    Fotos: Titel/1.Bild pixabay.com, im Beitrag von der Autorin

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    8 Kommentare

  • Antworten Nobby 3. November 2018 at 21:43

    Dankeschön für einen weiteren , gelungenen Beitrag liebe Caro. Hier wird vermittelt, was ich für mich auch so entschieden habe: Keine Extreme mit der Ernährung, keine Verteufelung von Lebensmitteln….das ausgewogene Mittelmaß muß passen und Genuss und Lebensqualität sollte nicht darunter leiden! Essen ist mehr als nur Nahrungsaufnahme…

    • Antworten frauenpowertrotzms 4. November 2018 at 00:37

      Da hast du Recht, lieber Norbert. Aber du kennst ja meine Ernährung und Rezepte 😉
      Liebe Grüße Caro

  • Antworten Tanja 1. November 2018 at 22:28

    Ich mache das Coimbra Protokoll und muss daher auf Milchprodukte verzichten. Für den Rest befolge ich die “80/20-Regel” das heißt 80%Clean und 20% Ausnahmen sind erlaubt. Ich denke auch das jeder für sich seinen Weg finden muss und wenn man das Ganze zu verbissen angeht, entsteht nur zusätzlicher und unnötiger Stress.

    • Antworten frauenpowertrotzms 1. November 2018 at 22:44

      Verbissen darf man nicht an die Sache gehen, sehe ich auch so. Das Coimbra juckt mich schon lange, aber möchte auf Milchprodukte nicht verzichten. Wobei ich echt einen guten Weg für mich gefunden habe, fühle mich sehr wohl. Deine Regel ist gut, somit nimmst du den Stressfaktor raus.
      Liebe Grüße
      Caro

  • Antworten elke 1. November 2018 at 20:03

    Liebe Caro,

    Hirse habe ich noch nicht gegessen. Das hört sich sehr lecker an und wird auch im original ausprobiert.
    Danke für dieses tolle Rezept.

    Liebe Grüße
    Elke

    • Antworten frauenpowertrotzms 1. November 2018 at 21:17

      Liebe Elke,
      hat sehr viel Eisen. Verwendete es schon bei meinen Kinder als Babybrei.

    • Antworten Silke 3. November 2018 at 21:44

      Hallo Elke
      Ich kann dir empfehlen Hirse in deinen Speiseplan aufzunehmen. Goldhirse verwende ich zu süßen oder auch zu herzhaften Gerichten als Beilage. Goldhirse gehört zu einer ausgewogenen und gesunden Ernährung dazu. Das Getreide ist glutenfrei.

      Goldhirse ganz einfach kochen – Grundrezept

      1 Tasse Goldhirse (ALDI Süd)
      2 Tassen Wasser

      https://www.pinterest.de/pin/801500064909835234/

      • Antworten frauenpowertrotzms 4. November 2018 at 00:36

        Hallo Silke,
        danke für deinen Tipp. Ich nehme auch Goldhirse zum binden von Soßen. Als Beilage für mich da mein Sohn es leider heute nicht mehr isst 😉
        Viele Grüße Caro

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