Krankheitsbewältigung Unsichtbare Symptome bei MS

Spiegeltherapie bei Multiple Sklerose – Anwendung in der Ergotherapie

21. Mai 2023
Therapie mit Spiegel

Bevor ich dir die Spiegeltherapie allgemein und bei Multiple Sklersoe erkläre, möchte ich dir unbedingt die Neuroplastizität erklären. Schon einmal davon gehört oder gelesen? Hier ist ein interessanter Artikel, wenn du in die Tiefe einsteigen möchtest. Der Psychologe Donald O. Hebb entdeckte die synaptische Plastizität. Auf seine Kenntnisse und Entdeckungen baut vieles auf. Eine von vielen Studien von Londoner Wissenschaftler findest du hier. Aber ich möchte es kurz halten. Schließlich wollen wir nicht studieren sondern verstehen.

Neuroplastizität

Heute weiß man, dass die Neuroplastizität unser Gehirn befähigt, sich zu verändern, zu wachsen, seinen Aufbau und seine Funktionen so zu verändern, dass es optimal auf neue äußerliche Einflüsse und Anforderungen reagieren kann. Darauf werden bei Therapien in der Reha (oder zu Hause) angesetzt. Es werden beispielsweise neue Verbindungen zwischen einzelnen Nervenzellen (Synapsen) gebildet. Also die Grundvoraussetzung für jede Form des Lernens. Durch Training verändert sich das Gehirn.

Es gibt viele Möglichkeiten die Neuroplastizität zu unterstützen: Ernährung, Schlaf, Gedächtnistraining, jeden Tag ein neues Wort lernen, Ergotherapie, sich bewegen und aktiv zu bleiben. Nach einem Schlaganfall, Verletzungen und auch bei der Multiplen Sklerose kann die Neuroplastizität sich an schwierige Situationen anzupassen und neue Wege erlernen. Auch nach Jahren ist unser Gehirn so flexibel, dass es an Veränderungen arbeiten kann. Bei der MS kann die an verschiedenen Ebenen angewandt werden bzw. sind beschrieben worden: bei sensorischen und motorischen Veränderungen. In der Neurorehabilitation wird die Kenntnis genutzt, dass das Gehirn grundsätzlich jederzeit trainierbar ist. Dadurch können körperliche und kognitive Einschränkungen trainiert und verbessert werden.

Spreche unbedingt bei deinem nächsten Arztbesuch das Thema „Neuroplastizität“ an, denn es gibt auch zahlreiche ambulante Möglichkeiten zusätzliche zu einer stationären Rehabilitation. (Auszüge aus meinem Buch “Wir haben MS und keiner sieht es!”)

Spiegeltherapie in der Ergotherapie

Die Spiegeltherapie in der Ergotherapie ist eine effektive Methode, die motorische Funktionen und das Wohlbefinden von Menschen mit Bewegungseinschränkungen verbessern kann. Die Therapie wird in Rehabilitationskliniken und bei ortsansässigen Ergotherapiepraxen angewendet. Die Rückgewinnung motorischen Fähigkeiten eines Patienten sind essenziell.

Die Spiegeltherapie ist vielfältig. Sie kann bei Patienten nach einem Schlaganfall eingesetzt werden, bei komplexen regionalen Schmerzsyndromen, nach Amputationen, bei Phantomschmerzen oder anderen neurologischen Erkrankungen, wie der Multiplen Sklerose (MS). Erwachsenen als auch Kindern können mit der Spiegeltherapie therapiert werden.

Erwähnt sei, dass diese Methode mit dem Spiegel nicht für alle Patienten geeignet ist. Sie wird in Kombination mit anderen Therapiemethoden eingesetzt. Dein Ergotherapeut oder Therapeutin wird dich sorgfältig testen und dann entscheiden.

Methode/Entdeckung

Die Spiegeltherapie ist eine Methode, die nur in der Ergotherapie eingesetzt wird. Sie unterstützt Menschen bei der Wiederherstellung ihrer motorischen Fähigkeiten nach einer Verletzung oder neurologischen Erkrankung. Sie wurde 1996 von dem Neurologen Vilayanur S. Ramachandran entwickelt und hat sich seitdem als wirksame Therapieform etabliert.

Idee der Spiegeltherapie und Durchführung

Die Grundidee der Spiegeltherapie basiert auf der Erkenntnis, dass unser Gehirn die visuelle Wahrnehmung von Bewegungen nutzen kann, um die motorische Kontrolle zu verbessern. Bei der Therapie wird ein Spiegel verwendet, der in einer bestimmten Weise positioniert wird, um den Eindruck zu erwecken, dass die gelähmte Extremität des Patienten reflektiert wird und als normale, bewegliche Extremität erscheint.

Therapeuten stellen den Spiegel vor den Patienten auf einen Tisch und positioniert ihn so, dass die gesunde Extremität des Patienten sichtbar ist, während die gelähmte Extremität hinter dem Spiegel versteckt wird. Der Patient wird dann aufgefordert, gezielte Bewegungen mit der gesunden Extremität auszuführen, während er in den Spiegel schaut. Dadurch entsteht die Illusion, dass beide Extremitäten gleichzeitig bewegt werden.

Das Gehirn des Patienten interpretiert die visuelle Rückmeldung so, als ob die gelähmte Extremität wieder normal funktioniert. Dies kann dazu führen, dass das Gehirn neue neuronale Verbindungen bildet und die motorische Kontrolle verbessert.

 

Die Spiegeltherapie kann dazu beitragen, die Beweglichkeit, Kraft und Koordination der gelähmten Extremität wiederherzustellen.

Was passiert während einer Therapiestunde mit der Spiegeltherapie?

Der Therapieraum ist mit einem großen Spiegel ausgestattet, der vertikal positioniert wird, oder der Spiegel wird auf den Tisch vor den Patienten gestellt. Es wird eine Illusion erzeugt d.h. während der Therapie sitzt der Patient so vor dem Spiegel, dass der gesunde Körperteil im Spiegel zu sehen ist und den Blick des Patienten blockiert.

Folgende Schritte beim Ablauf der Spiegeltherapie, die je nach Krankheitsbild variieren können:

  1. Der Therapeut oder die Therapeutin erklärt dem Patienten den Therapieablauf und das Ziel der Spiegeltherapie. Es wird auch besprochen, welche Bewegungen oder Aktivitäten während der Sitzung durchgeführt werden sollen.

  2. Der Patient sitzt vor dem Spiegel und platziert den betroffenen Körperteil so, dass er für ihn im Spiegel sichtbar ist. Der gesunde Körperteil befindet sich hinter dem Spiegel und ist nicht direkt sichtbar.

  3. Der Patient führt gezielte Bewegungsübungen mit dem gesunden Körperteil durch, während er gleichzeitig versucht, die Spiegelung im Spiegel als Bewegung des betroffenen Körperteils wahrzunehmen. Durch die visuelle Täuschung entsteht der Eindruck, als ob der betroffene Körperteil normal funktionieren würde.

  4. Während der Bewegungsübungen konzentriert sich der Patient intensiv auf das Spiegelbild und versucht, die Bewegungen des gesunden Körperteils genau mit den Bewegungen des betroffenen Körperteils zu synchronisieren. Dieses Training soll die Wahrnehmung und das Körperbewusstsein des Patienten verbessern.

  5. Im Verlauf der Therapie werden die Bewegungsübungen und Aktivitäten schrittweise komplexer gestaltet. Der Patient kann beispielsweise versuchen, bestimmte Greifbewegungen mit den Händen durchzuführen oder gezielte Fingerübungen zu machen.

Ich selbst führe Übungen auch mit Therapieknete oder Flaschenkorken durch. Meine Ergotherapeutin hat mir den Spiegel für daheim ausgeliehen.

Kennst du die Spiegeltherapie?

Ich bin gespannt auf deine Antwort. Gerne kommentiere unter diesem Artikel und ergänze deine Erfahrungen.

Gutes Gelingen wünscht

Deine

Logo vom Blog Frauenpower trotz MS

Wenn du allgemein wissen möchtest, was bei einer Ergotherapie mit dem Krankheitsbild MS gemacht wird, warum diese Therapie so wichtig ist, dann lese gerne folgenden Artikel!

Die Spiegeltherapie in der Ergotherapie, nicht nur bei MS, ist eine effektive Methode, motorische Funktionen und Bewegungseinschränkungen zu verbessern.

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