Hilfsmittel bei Multiple Sklerose Multiple Sklerose

Unterschenkelorthese GoOn von Ottobock – Teil 1: Firmengeschichte und allgemeine Hilfsmittel

4. März 2019
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Die Unterschenkelorthese GoOn von Ottobock und mein Besuch bei der Firma Ottobock in Duderstadt

Verreise ich mit der Bahn, dann erlebe ich immer spannendes, aber leider bin ich auch ständig von Zugausfällen und Verspätungen betroffen. Doch mit geringer Zeitverzögerung fuhr der Zug relativ pünktlich in Göttingen ein. Ein Dank an die Deutsche Bahn, denn mich erwarte ein wichtiger Termin in der Firma Ottobock in Duderstadt. Ein Fahrer holte mich ab und bereits während der Autofahrt erfuhr ich viel Informatives von dem Werk. Der Mitarbeiter erzählte mir manch kleine Story, die ich hier nicht zum Besten geben kann. Ihr wollt sicher wissen, was es mit den Hilfsmitteln, wie Orthesen von Ottobock auf sich hat!? Dann bleibt dran. Egal welcher Fahrer mich an diesem und nächsten Tag fuhr, ich könnte einen ganzen Beitrag über die Firma, seine Mitarbeiter, die ehemalige deutsche Grenze und die beiden Städte Duderstadt und Göttingen schreiben. Wie eine große Familie, dachte ich, in der man gerne arbeitet und sich mit ihr identifiziert. Ich war und bin immer noch sehr beeindruckt.

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Firma Ottobock 

Der Gründervater Otto Bock gründet 1919 in Berlin mit Gleichgesinnten die Orthopädische Industrie GmbH, um Zehntausende Kriegsversehrter mit seriell hergestellten Prothesenpassteilen zu versorgen. Wegen politische Unruhen in der Hauptstadt zieht das Werk nach Königssee in Thüringen um. Im Zweiten Weltkrieg behauptet sich der Betrieb als führender Passteil-Lieferant. Leider wird er 1948 unter sowjetischer Besatzung enteignet und zwar entschädigungslos. Der Schwiegersohn Max Näder und seine Frau Maria gründen in einer ausgedienten Munitionsfabrik 1947 eine Zweigstelle, in der die Prothesenanfertigung beginnt. Im Tausch liefern sie Rohmaterialien nach Königsee und erhalten im Gegenzug fertige Produkte. Mit einem Bremskniegelenk, das hohe Standfestigkeit garantierte, erhalten sie den wirtschaftlichen Durchbruch. Mit weiteren Apparaturen zum Prothesenaufbau expandiert Max Mäder 1955 erstmals nach Amerika. Nachdem Holz Mangelware wird, experimentiert das Werk mit Schaumkunststoff und liefert kurze Zeit später erste Passteile aus Kunststoff für Prothesen. 1953 wird das zweite Standbein der Firma Ottobock gegründet, die Otto Bock Kunststoff GmbH. Im kalten Krieg gründet Max Näder zur Sicherung der Existenz des Betriebs die erste Otto Bock Auslandsgesellschaft in Amerika.

Sohn Hans Georg Näder kommt in die Firma

Heute ist  die Firma global in über 55 Ländern mit Niederlassungen vertreten. 1961 wird Sohn Hans Georg geboren und Max Näder erwirbt neues Bauland in Duderstadt. Neue Fabrikanlagen für die Bereiche Kunststoff und Orthopädie entstehen. Der Fabrikkomplex wächst rapide und Einrichtungen für Forschung, Entwicklung und Anwendungstechnik sind Anziehspunkte für Orthopädietechniker aus der ganzen Welt. Seit den Paralympics in Seoul 1988 unterstützt Ottobock auch die paralympischen Sommer- und Winterspiele aktiv mit Orthopädietechnikern aus 22 Ländern. Heute ist auch in der Führungsspitze Hans Georg Näder. Nach dem Grenzfall 1989 unterschrieb er 1991 nach zähen Verhandlungen den Rückkaufvertrag und sanierte das ehemalige Werk in Königssee. Dort werden zum größten Teil die Rollstühle angefertigt. 1997 kommt das erste weltweite mikroprozessorgesteuerte Kniegelenk durch Ottobock auf den Markt. Weitere Meilensteine folgen in der Armprothetik und der Weiterentwicklung der elektronischen Kniegelenkkomponenten. Eine Stiftung wird gegründet, der die Tochter Julia Näder vorsteht und Kinder medizintechnisch in Krisengebieten unterstützt. Hier könnt ihr detailliert die Geschichte des Unternehmens nachlesen.

Ottobock bietet für jeden eine individuelle Lösung

Seit 100 Jahren existiert nun die Firma, die in vierter Generation den Mensch als Mittelpunkt in ihrem Handeln und die innovative technologische Entwicklung von Hilfsmitteln, wie Prothesen, Orthesen und Rollstühle, sieht. Mit Hingabe und technischen Knowhow versorgt sie Menschen auf der ganzen Welt. Sie steigert somit ihre Lebensqualität und gibt ihnen ein Stück Freiheit zurück. In den wenigen Stunden an beiden Tagen konnte ich das spüren, diese Hingabe der Mitarbeiter, die für mich eine individuelle Lösung suchten und fanden. Ebenfalls das Miteinander während der Werksbesichtigung und das fachliche Wissen und ihr Engagement. Ich bin tief beeindruckt. Während meines Aufenthalts erfuhr ich, dass Ottobock auch Hüftschienen für Kinder herstellt. Diese sogen. Tübinger Hüftbeugeschiene trug meine Tochter 1996 nach vier Hüftoperationen aufgrund einer beidseitigen Hüftdysplasie. Wär hätte damals gedacht, dass ich als Bloggerin und MS-Betroffene einmal in der Firma stehen würde. Es gibt keine Zufälle oder doch?

Werksbesichtigung

Solltet ihr jemals in Duderstadt sein, dann besichtigt das Werk. Es ist für jeden nach Anmeldung möglich. Tief beeindruckt hat mich nicht nur die Materialverarbeitung und Fertigung der verschiedenen Orthesen und Prothesen – sondern auch das Logistikzentrum mit dem Hochregallager. Fotografieren ist verboten, deswegen habe ich keine Fotos für euch. Aber diese Kistenstapleranlage war ein absolutes Highlight und ich hätte Stunden beim Sortieren der Kisten zuschauen können. Die Kasten kommen mit enormer Geschwindigkeit auf einem zu und verschwinden blitzschnell. Nicht nur in jedem Mann steckt ein Kind, ebenso in einer Frau.

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Allgemeine Hilfsmittel und Rechtslage zur Erstattung 

Die Firma Ottobock bietet zahlreiche Broschüren über Hilfsmittel in der Neurorehabilitation, der Hilfsmittelversorgung der unteren und oberen Extremitäten, Orthesen, Prothesen und Rollstühle. Ihr könnt sie direkt hier runterladen. Es gibt zahlreiche unabhängige Studien über Orthesen, die ihr dort nachlesen könnt. Sie belegen, dass Hilfsmittel konventionelle Physiotherapie und sonstigen Methoden zur Verbesserung der Fußheberschwäche bei Schlaganfall und anderen neurologischen Erkrankungen, wie die Multiple Sklerose, unterstützen. Das heißt im Klartext, Orthesen und sonstige Therapien, wie Lauftraining und Physiotherapie komplementieren die Behandlung eines Patienten.

Allgemeine Hilfsmittel

Die richtige Versorgung ist das A und O für jeden Betroffenen. Die Anzahl der Anwender steigt weltweit. In diesem Artikel geht es um die Versorgung bei Ausfällen oder Schwächung der fußhebenden und -senkenden Muskulatur. Eine Vielzahl an Lösungen bieten die Hilfsmittel, also Orthesen, der Firma Ottobock. Ich habe einige selbst getestet, denn das, was ich schreibe, überprüfe ich immer im Vorfeld. Das Leben mit Fußheberschienen wird sicherer. Der Träger bekommt Mobilität und Lebensqualität geschenkt. Was für jeden von uns einen hohen Stellenwert hat. Ein Weg ist die Testung von Hilfsmitteln in Rehabilitationskliniken oder Akutkrankenhäuser. Aber auch in eurem Sanitätshaus vor Ort habt ihr die Möglichkeit Orthesen auszuprobieren. Und wer vorher informiert ist und etwas empfohlen bekommen hat, kann auf konkrete Produkte bestehen, die individuell am besten helfen. Ihr könnt direkt mit dem Rezept ins Sanitätshaus gehen (Hilfsmittel sind übrigens budgetneutral für den Arzt). Oder ihr lasst euch vom behandelten Arzt das Rezept mit Benennung der konkreten Orthese verschreiben. Orthesen sind in der Regel im Hilfsmittelverzeichnis aufgelistet und werden problemlos erstattet. Bei manchen Optionen muss ein Kostenantrag bei der entsprechenden Krankenkasse erstellt werden – hier kann das Sanitätshaus unterstützen. Ihr habt ein Recht auf eine gute Versorgung und individuelle Lösung! Es gibt Auswahlsets für Sanitätshäuser, die euch eine objektive Unterstützung beim Vergleich verschiedener Funktionen, Designs und Härtegrade der Hilfsmittel zu lassen. 

Hilfsmittel erhöhen die Lebensqualität und helfen im Alltag

Zu den zentralnervösen (das Gehirn und/oder das Rückenmark betreffend) Erkrankungen gehören Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma, inkomplette Querschnittssyndrom und die Multiple Sklerose. Durch Nervenschädigungen kann die Beweglichkeit leicht bis stark eingeschränkt sein. Nerven leiten Informationen weiter, die sie vorher als Signal vom Gehirn oder Rückenmark (das zentrale Nervensystem) bekommen haben. Sind diese Nervenbahnen geschädigt, erreicht den Muskel keine Information und wir können uns schlecht bewegen oder laufen. Um diese eingeschränkte Beweglichkeit zu unterstützen, werden Hilfsmittel eingesetzt. Orthesen bieten dem Patienten Stabilität und Halt in seiner Bewegung. Bei schweren Einschränkungen helfen Rollstühle. Ebenso kommen funktionelle Elektrostimulationen (FES) zum Einsatz bei der Versorgung. Darüber schreibe ich gesondert im dritten Teil meiner Serie.

Alltagstauglichkeit

Wichtig bei allen drei Arten von Hilfsmittel ist, dass sie nutzbar im Alltag sind, egal ob in der Freizeit, Beruf oder auf Reisen. Daran misst Ottobock Qualität und Angebot. Eng arbeiten sie mit Orthopädietechnikern, Ärzten und Therapeuten zusammen. Ziel von Ottobock ist, dass die Menschen sich mit ihren Einschränkungen bewegen, am Alltag teilnehmen und mit Freude bestimmte Körperregionen trainieren. Und ich bin überzeugt, dass ihr bei dieser Versorgung mit Hilfsmitteln in guten Händen seid. Denn beim Besuch des Werks und den vielen Gespräche, auch während der Werksbesichtigung, habe ich eine “große Familie” gespürt, wo alle an einem Strang arbeiten. Nicht umsonst wird das Unternehmen in vierter Generation geführt, expandiert in so vielen Ländern und ist auch in anderen Bereich, wie das kulturelle Leben, nicht mehr weg zu denken.

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Differenzierung der Produktangebote

Ich habe hier einen kurzen Überblick über die Hilfsangebote für die Versorgung einer Fußheberschwäche (Fallfuß) von Ottobock. Ich verwende im Alltag die Unterschenkelorthese GoOn und WalkOn Flex. Im Alltag habe ich die FES getragen um sie zu testen. Alle drei werde ich im einzelnen vorstellen.

  1. Funktionelle Elektrostimulation (FES) L300 Go: Es gibt drei Systemarten und sind keine Orthesen im klassischen Sinne. Darauf werde ich im Teil 3 meiner Serie über Hilfsmittel/Orthesen eingehen.
  2. Malleo Neurexa pro: Diese Orthese ermöglicht das Lagern und Stabilisieren der Gelenke, um aktive Bewegungen zu ermöglichen. Sie wird bei einer Fußheberschwäche getragen, insbesondere bei akuter Supinationsstellung (Auswärtsdrehung) des Fußes aufgrund von Spastiken.
  3. Unterschenkelorthese: Diese Orthese ist besonders leicht und aus Kunststoff. Sie dient bei leicht bis mäßiger Fußheberschwäche ohne oder leichter Spastik. Oft nur kurzzeitig verwendet, wie in der ersten Phase der Rehabilitation und ist nur für kurze Wegstrecken geeignet.
  4. GoOn: Die Orthese ist bei einer leichten Fußschwäche angedacht, um sicher zu gehen und nicht zu stolpern. Kann nahezu in jedem Schnürschuh getragen werden. Näheres im Absatz unten!
  5. WalkOn Flex: Bei leichtem bis mäßig ausgeprägtem Fallfuß ohne bzw. nur leichter Spastik. Leichte Dynamik beim Gehen und Flexibilität im Knie und Knöchelgelenk. Näheres im Teil 2 meiner Serie
  6. WalkOn/Walk On Trimable: Diese Unterschenkelorthese wird bei leichtem bis mäßig ausgeprägtem Fallfuß ohne bzw. nur leichter Spastik mit einer hinteren Anlage getragen. Sie unterstützt und erleichtet das Gehen im gesamten Bewegungsablauf. Dadurch wirkt das Gangbild natürlicher. Außerdem hebt sie den Fuß und stabilisiert das Knöchelgelenk. Es ist ein moderates Gehen möglich.
  7. WalkOn Reaction: Bei ausgeprägtem Fallfuß (Fußheberschwäche) mit Beeinträchtigung der fußsenkenden Muskulatur oder/und bei leichter Beeinträchtigung der Knieextension (Streckung des Gelenks) oder/und bei moderater Schwächung der Knieextension mit oder ohne leichter bis mäßiger Spastik wird diese Orthese getragen. Sie ist komplett aus Carbon. Das spezifische Design mit vorderer Anlage liegt am Schienbein an. Dadurch kann die Orthese auch das Kniegelenk während des Stehens und Gehens beeinflussen. Hohe Dynamik beim Laufen.
  8. WalkOn Reation plus: Angewendet für den Patienten wie die Walk On Reaction. Sie basiert auf ihr und unterscheidet sich nur durch die Steifigkeit , die dem Anwender einen höheren Wirkungsgrad während des Gehens ermöglicht. Auch bei dieser Orthese wird die Fußhebung und das Knie unterstützt. Ebenso eine hohe Dynamik beim Laufen wie die Walk On Reaction.
  9. WalkOn Reaction junior: Es handelt sich hier um eine kindsgerechte Variante der WalkOn Reaction plus. Sie wird bei Kindern angewendet, die aufgrund von neurologischer Erkrankungen an einer Fußheberschwäche leiden. Der Vorteil hier ist die Flexibilität im Knöchelgelenk und im Knie bei gleichzeitiger Fußhebeung. Es wird ein nachgiebigeres Material als bei den anderen Orthesender Famlie (WalkOn Reaction) verwendet. 

Weitere Informationen allgemein zu den Produkten der Firma Ottobock findet ihr hier und zu den Orthesen für die Fußheberschwäche findet ihr hier. Alle Produkte sind mit anschaulichen Bildern versehen. Ich habe mich auf der Seite von Ottobock schnell zurecht gefunden. Sehr überschaubar und eine schnelle Kontaktaufnahme ist ebenso möglich.

Rechtslage zur Erstattung 

Jeder gesetzlich Krankenversicherte hat einen Anspruch auf Versorgung von Hilfsmitteln gemäß §33 SGB V Abs. 1 Satz 1, um den Erfolg einer Krankenbehandlung zu sichern sowie einer drohenden Behinderung vorzubeugen oder eine Behinderung auszugleichen. Bei Privatversicherten kommt es auf den zugrunde liegenden abgeschlossenen Versicherungstarif an.

In der Praxis können und werden aber Hilfsmittel von den Krankenkassen des öfteren abgelehnt. Gründe, wie kein Funktionsgewinn zu erwarten oder das Hilfsmittel ist zu teuer, werden angegeben in der Ablehnung. Dagegen kann der Versicherte Rechtsmittel einlegen. Zunächst in Form eines schriftlichen Widerspruchs. Bei erneuter Ablehnung könnt ihr eine Klage beim Sozialgericht einrechen. Auch der VDK ist in solchen Angelegenheiten sehr behilflich. Seid ihr unsicher und ihr seid Mitglied im Verband, dann lasst euch beim VDK beraten.

Es muss sich niemand auf eine Behelfslösung einlassen und ein Widerspruch war in den meisten Fällen doch erfolgreich. Man muss nur die richtigen Argumente finden, um das Gesetz der Krankenversicherungen zu widerlegen. Denn deren Gesetz sagt, dass die Leistungen ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein sollen. Ausreichend für den Gesetzgeber, aber nicht für den Patient, der tagtäglich mit dem Hilfsmittel zurecht kommen muss? 

Ausprobieren vor der Verordnung

Bevor ihr euch aber eine Orthese, wie beispielsweise die Unterschenkeleorthese GoOn oder andere Hilfsmittel allgemein, wie Rollstühle, verordnen lasst, geht in ein größeres Sanitätshaus vor Ort oder in das eures Vertrauens. Vorab solltet ihr unbedingt euch mit dem Thema befassen. Hier helfen Artikel wie mein heutiger, Selbsthilfegruppen oder der Austausch mit Anwendern in Gruppen der Social Media. Es sollte aber nur ein erster Herantasten sein, dass man im Sanitätshaus mitreden kann und etwas gezielter nachfragen kann. Probiert eine Orthese aus und erst dann soll euch euer Arzt eine Verordnung (Name des Hilfsmittels, Diagnose) schreiben. Eine eindeutige Verordnung eines Hilfsmittels für einen Patienten wird von den Krankenkassen definiert über folgende Angaben:

  • der Produktname
  • die Indikation
  • die 10-stellige kassenübliche Hilfsmittelnummer (Hat ein Produkt keine Nummer, ist es auch nicht gelistet. Nach der ständigen Rechtssprechung des BSG ist das Hilfsmittelverzeichnis jedoch nicht als Positivliste anzusehen. Versucht es ohne; bei mir hat es bis jetzt immer funktioniert. Die Kassen haben eh meistens Verträge mit den entsprechenden Hersteller.)
  • die Zuzahlung (10 % bei Verordnungen von Hilfsmitteln, max. 10.- oder es liegt ein Härtefall vor, dann entfallen diese Zuzahlungen, ebenso bei einer Befreiung)

Ausführliche Infos über die “-Rechtslage zur Erstattung von Hilfsmitteln-“, findet ihr hier. Dort wird detailliert alles beschrieben.

Unterschenkelorthese GoOn von Ottobock

Als ich von Ottobock angeschrieben wurde, ob ich Lust hätte über Orthesen zu berichten, das Werk zu besichtigen und eventuell darüber zu schreiben, war ich Feuer und Flamme. Denn ich hatte bis dato ein für mich größeres Problem zu lösen: Meine Fußheberschiene passte einfach nicht mehr. Sie saß zu fest und ich stolperte trotzdem beim Gehen. Eigentlich war es von Anfang an nur eine Notlösung. Es musste für mich dringend eine andere Orthese geben. Warum nicht die von Ottobock ausprobieren!?

Was kann die GoOn? Bei welchem Krankheitsbild kommt sie zur Anwendung?

Die Orthese ist bei einer leichten Fußschwäche angedacht, um sicher zu gehen und nicht zu stolpern. Sie unterstützt leicht diese Heberschwäche. Es kommt nicht zu einer Muskelatrophie, das immer noch als Ammenmärchen in der Welt da draußen kursiert. Denn die Orthesen wirken biomechanisch.

Bei folgenden Krankheiten/Indikationen kommt sie zum Einsatz:

  • Multiple Sklerose
  • Fatigue-Syndrom
  • Balanceprobleme
  • Demenz
  • Parkinson
  • Schlaganfall
  • traumatische Hirnverletzungen
  • neurale Muskelatrophie
  • Peronaeuslähmung

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Produktbeschreibung

Als erster Einstieg dient die GoOn. Der Anwender gewöhnt sich schneller an ein Hilfsmittel und lernt deren Nutzung kennen. Die Orthese ist eine Unterschenkelschiene bei einer leichten Fußschwäche. Der Fuß wird in einer neutralen Position gehalten; damit kann der Anwender sicherer gehen und stolpert nicht. Die Federstab-Filamente ermöglichen eine kontrollierte Hebekraft, der Fuß wird leicht geführt und torsionsstabil (Verdrehung eines Körpers) gehalten. Bei Systemen mit einfachen Gummizügen hingegen fehlt der direkte Kontakt zum Fuß. 

Vorteile der Unterschenkelorthese GoOn 

  • Universalgröße für alle Größen für Erwachsene
  • Federstab-Fillamente stehen im direkten Kontakt zum Fuß und verhindern ein Rutschen der Orthese
  • einfache Handhabung (siehe meine Fotos)
  • weiche Materialien
  • tragbar mit oder ohne Schuhe, unabhängig von der Schuhabsatzhöhe
  • wird die Orthese ohne Schuhe getragen, ist ein zusätzlicher Klettverschluss nötig (In Lieferung inbegriffen)
  • hohe Propriozeption (Wahrnehmung von Körperbewegung und -lage, Eigenempfinden), Ferse und Vorfuß sind nicht von der Orthese bedeckt
  • Polster und Gurte wasch- und austauschbar
  • tragbar mit nahezu allen Schnürschuhen

Orthese GoON von Ottobock

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Mein Fazit zur Unterschenkelorthese von von Ottobock

Ich wende seit etwa vier Wochen diese Orthese an und kann endlich wieder sicherer gehen – ohne ständig zu stolpern. Mein Fuß wird im rechten Moment beim Laufen durch die Federstab-Filimente und ich trete in gerader Postion auf, nicht verdreht wie oft ohne Unterstützung. Die GoOn habe ich …

  • in Winterschnürrschuhe (2. Collage)getragen
  • in leichten Wollschnürschuhen (1. Collage)
  • barfuß in leichten geschnürten Sportschuhen (3. Collage)
  • in offenen Sandalen (4. Collage). 

In der Wohnung laufe ich nie ohne Schuhe, doch ich habe es für euch ausprobiert und bin auch mit diesem Laufkomfort sehr zufrieden. 

Bei der Anpassung und während dem ersten Gehen mit dieser Orthese störte mich zuerst, das etwas härtere Material der Filimente, da ich vorher eine Schiene mit Gummibändern trug. Sie hatten keinen Kontakt zum Fuß, was mich immer behinderte und mir jetzt erst auffällt, wenn ich sie mit der GoOn vergleiche. Die neue Orthese sitzt einfach perfekt, denn sie umschließt den Fuß. Bereits nach zwei Tagen hatte ich mich an die neue Orthese und die Federstab-Fillimente gewöhnt und finde sie mittlerweile sehr angenehm. Ebenso erhöht sie meinen Gehradius und lässt mich stabiler und aufrechter laufen. Das Stolpern gehört der Vergangenheit an. Ich finde, sie fällt auch nicht besonders auf. Wobei dies mir eigentlich auch egal ist, denn sie bringt mir Lebensqualität in meinen Alltag zurück. Für das erste Tragen einer Orthese ist dieses Hilfsmittel der beste Einstieg!

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Ich bin am Ende meines ersten Berichts meiner Serie über Hilfsmittel der Firma Ottobock. Eure Fragen könnt ihr im Kommentarfeld unter diesem Artikel schreiben oder ihr wendet euch direkt an euer Sanitätshaus. Kontaktdaten fügte ich im Beitrag ein. Riesig freuen würde mich ein Feedback, wie euch die Ausführungen gefallen haben!? Tragt ihr ebenfalls eine Orthese oder seid ihr noch auf der Suche?

Am Ende möchte ich mich ganz herzlich bei der Marktmanagerin für Orthetik/NeuroRehabilitation für ihre Rundum-Versorgung an beiden Tagen in der Firma Ottobock und die Wochen danach bedanken. Ebenso geht mein Dank an ihren Chef; desweiteren an den jungen Mann, der die für mich unvergessliche Werksbesichtigung ermöglichte.

Viel Lesevergnügen wünscht euch

Eure

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Einen weiteren Erfahrungsbericht über die Orthese GoON von Ottobock findet ihr hier!


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17 Kommentare

  • Antworten Sascha 8. März 2019 at 20:40

    Hallo Caro,
    da ich zur „Familie“, wie du es beschreibst gehöre, bestehe ich auf eine Sache: Es muss KÖNIGSEE heißen. KönigSSee liegt in Bayern 😉
    Schöner, sehr umfangreicher Beitrag!
    Viele Grüße
    Sascha

    • Antworten frauenpowertrotzms 8. März 2019 at 23:44

      Hallo Sascha,

      die Firma hat Korrektur gelesen und hätte gerade das anmerken müssen, weil ich das nämlich nicht genau wusste. Danke für den Hinweis.
      Liebe Grüße
      Caro

      • Antworten Sascha 9. März 2019 at 08:26

        Da gebe ich dir absolut recht! Sowas sollte man entdecken 🙂
        Da würde mich glatt interessieren wer das gelesen hat?
        Freut mich das du mit der Orthese gut zurecht kommst.
        VG
        Sascha

        • Antworten frauenpowertrotzms 9. März 2019 at 10:19

          Das kann ich dir nicht verraten 😉 arbeitest du in Duderstadt? Vielleicht sind wir uns über den Weg gelaufen. Bin immer noch sehr beeindruckend.
          Nächste Woche probiere ich die WalkOn Flex aus.
          Schönes Wochenende

  • Antworten Breena 6. März 2019 at 22:14

    Sehr beeindruckende Familien- und Firmengeschichte. Vielen Dank für diesen Blick behind the scenes!
    Freut mich, dass du mit der Orthese so zufrieden bist!

    • Antworten frauenpowertrotzms 6. März 2019 at 22:17

      Danke für deinen Kommentar. Demnächst kommen noch weitere Vorstellungen.
      Viele Grüße

  • Antworten Bettina 6. März 2019 at 10:47

    Hallo Caro, ein sehr ausführlicher Beitrag über Orthesen, toll, Danke! Wichtig finde ich, dass du die Rechtslage beschreibst: Wann zahlt die Krankenkasse, wann muss ich selber in die Tasche greifen. Hatte letzten Sommer meinen Fuß gebrochen und bin mit einer Orthese durch die Gegend gelaufen. Alles wieder gut. Damals musste ich zehn Euro zuzahlen, kein Geld aber trotzdem Geld finde ich, wäre der Bruch so schlimm gewsen, dass ich Gips gebraucht hätte, hätte die Krankenkasse den Gips bezahlt… liebe Grüße Bettina

    • Antworten frauenpowertrotzms 6. März 2019 at 10:52

      Hallo Bettina,
      hoffe für meine Leser, dass sie sich nun etwas besser zurecht finden. Es war zwar viel Arbeit aber es hat sich gelohnt. Viele haben schon geschrieben.
      Liebe Grüße Caro

  • Antworten Tabea 6. März 2019 at 10:06

    Liebe Caro,

    bislang wusste ich gar nicht, was eine Orthese ist. Vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht. Super interessant zu lesen! Ich werde ihn auch gleich mal an eine Bekannte weiterleiten. Sie hat körperliche Probleme und knickt immer um. Vielleicht ist das ja auch etwas für sie.
    Ich finde es vor allem super, dass sich die Orthese so toll anpasst und man sie in so gut wie allen Schuhen nutzen kann.
    Solche Hilfsmittel sind einfach super! Es freut mich sehr, dass Du so einen tollen Partner mit Ottobrock gefunden hast 🙂

    Viele liebe Grüße,

    Tabea

    PS: Wir sind früher bei Duderstadt immer über die Grenze, wenn wir meine Oma besucht haben 😉

    • Antworten frauenpowertrotzms 6. März 2019 at 10:17

      Liebe Tabea,
      dann kennst du Duderstadt. Habe echt schöne Geschichte von damals erzählt bekommen.
      Deine Bekannte soll sich mal im Sanitätshaus erkundigen. Auch bei Umknicken und nicht nur bei MS geeignet.
      Viele Grüße Caro

  • Antworten Milli 6. März 2019 at 09:44

    Der Beitrag war total interessant. DAs ist für mich auf jeden Fall ein Thema mit dem ich so bisher nicht in Berührung gekommen bin. Du hast alles echt ganz toll erklärt und beschrieben. Die Werksbesichitigung war sicher total interessant. Ich mag es immer sehr, wenn man irgendwo hinter die Kulissen schauen darf.

    Liebe Grüße, Milli

    • Antworten frauenpowertrotzms 6. März 2019 at 09:51

      Danke Milli, ja es war wirklich sehr beeindruckend hinter die Kulissen zu schauen. Der Beitrag war viel Arbeit aber es ist auch ein sehr wichtiges Thema.
      Liebe Grüße Caro

  • Antworten Tina 6. März 2019 at 09:08

    Das finde ich spannend! Ich finde das sehr wichtig, dass es solche Firmen gibt, die sich um so etwas kümmern und da auch sehr kreative Lösungen anbieten.

  • Antworten Kerstin Kubon 4. März 2019 at 22:26

    Liebe Caro, ich bin völlig geflasht von diesem ausführlichen Beitrag. Ich habe bereits 2 Orthesen, beide aber leider nicht tragbar auf die Dauer. Die beschriebene von dir hört bzw. liest sich super, vor allem da man sie auch barfuß tragen kann. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich noch eine 3. Verordnung bekommen kann. LG Kerstin

    • Antworten frauenpowertrotzms 4. März 2019 at 23:15

      Liebe Kerstin,
      frag doch direkt mal bei der Kasse nach. Oder im. Sanitätshaus, wo du sie bekommen hast. Es kommt in deinem Fall eventuell auf die Argumentation an. Ich würde echt einfach ein Rezept einreichen und es probieren. Dann kannst du beim Widerspruch immer noch argumentieren. Hätte ich das gewusst hättest du sie beim Treffen probieren können.
      Liebe Grüße Caro

  • Antworten Denise 4. März 2019 at 22:20

    Hallo Caro,
    ich muss gestehen, dass ich den Begriff Orthese gar nicht kannte. Danke für die gute Erklärung. Ich glaube meine Bruder hatte eine Orthese nach seinen Knieoperationen und hat sich immer beschwert, wie unbequem diese ist. Von daher super, wenn du für dich einen Hersteller gefunden hast, dessen Orthesen du bequem tragen kannst. Ich finde es auch immer interessant und gerade bei gesundheitlichen Themen auch wichtig zu wissen, wer der Hersteller.

    • Antworten frauenpowertrotzms 4. März 2019 at 23:17

      Danke liebe Denise. Es gibt so viele Unterschiede. Es gibt auch Orthesen für den kurzzeitigen Gebrauch und das bietet Ottobock an. Freue mich dass dir mein Beitrag gefallen hat.
      LG Caro

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