Hilfsmittel bei Multiple Sklerose

Elektromobile und Scooter als Hilfsmittel bei MS

6. Mai 2019
Elektromobile und Scooter als Hilfsmittel bei MS-E-Mobil mit Multiple Sklerose

Elektromobile und Scooter als Hilfsmittel ist heute mein Thema

Nicht jeder an Multiple Sklerose Erkrankter braucht irgendwann ein Hilfsmittel. Sollte der Fall doch eintreten, möchte ich euch einiges an die Hand geben. Es kann eure Entscheidung erleichtern und einen ersten Überblick verschaffen.

Ein Gehstock und Rollator kennt jeder. Sie sind meist die ersten Hilfsmittel eurer Wahl. Ebenso für einen fortgeschrittenen MS-Verlauf wählen viele einen Rollstuhl. Wenn ihr oben links unter Suchbegriff Rolli eingibt, dann kommen hilfreiche Blogbeiträge, unter anderem “MS und wie lasse ich mir einen Rolli verschreiben!“.  Aber auch Orthesen gehören zur Rubrik Hilfsmittel und zwar bei einer Fußheberschwäche. Ausführlich habe ich zwei Orthesen getestet und detailliert hier auf meinem Blog berichtet. Doch heute geht es um Elektromobile und Scooter als Hilfsmittel bei MS. Viele wählen auch diese Art der Fortbewegung anstatt einen Rollstuhl. Eins haben alle gemeinsam – sie erhöhen die Lebensqualität des Betroffenen und lassen ihn aktiver am Leben, im Alltag, teilnehmen.

Elektromobile und Scooter als Hilfsmittel bei MS (Multiple Sklerose)

Was ist ein Scooter?

Ein elektronisch betriebener Scooter ist ein Elektroroller. Sie lehnen sich vom Aussehen an einen klassischen Tretroller, nur werden sie elektronisch betrieben. Es gibt zig Modelle auf dem Markt. Auch klappbare und starre Modelle. Mit und ohne Sitzfläche.

Allgemeines 

Aufgeladen werden sie an Haushaltsübliche Steckdosen ca. 2-5 Stunden. Manche Modelle können via USB durch mitführen einer Powerbank unterwegs schnell geladen werden. Ein Scooter ist zusammenklappbar und leicht zu transportieren. Helmpflicht besteht nicht, doch sollte man sich das gut überlegen. Denn auch bei Geschwindigkeiten von 20 km/h kann es bei einem Sturz zu schweren Verletzungen kommen. Ein gute Alternative ist ein Scooter für Menschen mit Einschränkungen bzw. die Gehstrecke sehr gemindert ist. Es gibt Gehandicapte Bewegungsfreiheit und Mobilität zurück.

Wichtiges beim Fahren mit einem Scooter

Scooter erreichen eine Geschwindigkeit von 15-40 km/h. Da es sich um ein motorisiertes Fahrzeug handelt, unterliegt es der Straßenverkehrsordnung. Das Fahrzeug muss zugelassen werden und eine Haftpflichtversicherung dafür abgeschlossen werden. Das Kennzeichen ist wie bei Leichtmofas blau. Ab dem 15. Lebensjahr darf man einen Scooter fahren. Dafür braucht man eine Mofa-Prüfbescheinigung, will man einen Scooter bis 25 km/h fahren. Ab 25 km/h benötigt man die Füherschein der Klasse M. Besitzt man einen Auto-Führerschein (B) darf man alle Modelle und Geschwindigkeiten fahren. 

Es gibt auch Scooter, die nicht schneller als 6 km/h fahren; dafür braucht man keine Zulassung für den Straßenverkehr. Der TravelScoot gilt weltweit als das leichteste und kompakteste Elektromobil auf dem Markt. Er wird üblicherweise nicht von der Krankenkasse übernommen. Doch nachfragen mit entsprechender Begründung schadet nicht. Für meine Zwecke ist er ungeeignet. Warum, erfahrt ihr am Ende des Artikels.

Wie hoch ist die Reichweite eines Scooters?

Elektronisch betriebene Scooter haben im Schnitte eine Reichweite von 15-20 km. Ideal werden sie eingesetzt auf kurzen Strecken in der Stadt, in Museen, auf Reisen, Ausstellungen und beim Einkaufen. Da sie meist 3,7 km/h nicht überschreiten, kann man gut mit einem normal gehenden Fußgänger mithalten und hält die Sicherheitsbestimmungen der Betreiber von großen Menschenmengen ein. Auf unebenen Gelände, wie im Wald sind sie nicht geeignet. Da sollte man auf ein Elektromobil umsteigen. Überlegt euch also gut, wo ihr ein solches Fahrzeug einsetzen wollt.

Nochmals die Vorteile eines Scooters:

  • Schnell aufgeladen und somit schnell einsatzbereit
  • meist klappbar – dadurch kompakt und gut zu verstauen
  • emissionsfrei (Li-Ion Batterien)
  • benötigen nicht zwingend einen Führerschein
  • preiswerte Alternative zum E-Bike
  • können in Öffentlichen Nahverkehr mitgenommen werden
Scooter bei MS-frauenpowertrotzms-Elektromobile und Scooter als Hilfsmittel bei MS (Multiple Sklerose) - die Unterschiede.

Scooter – gesehen bei pixabay.de

Was ist ein Elektromobil?

Ein Elektromobil ist ein drei- oder vierrädiges Leichtkraftfahrzeug mit Antrieb durch einen Elektromotor. Sie unterstützt gehbehinderte Menschen in ihrem Alltag, egal ob beim Einkaufen, Reisen oder auf Ausflügen. Es gibt eine große Auswahl je nach Bedarf. Durch den leisen und schadstofffreien Antrieb sind alle Modelle auch im Innenbereich einsetzbar.

Allgemeines

Elektromobile als Hilfsmittel bei MS ist ein idealer Alltagsbegleiter. Sie gibt es in verschiedenen Ausführungen und Größen – von einem flexiblen Reisemobil bis hin zu einem geschlossenen Kabinenfahrzeug mit Kofferraum. Kostenlose Fahrten werden oft von den Firmen selbst angeboten oder man lässt sich in einem größeren Sanitätshaus beraten. Die Elektromobile erhält man ab 6 km/h bis zu 15 km/h. Sollte man sich für ein E-Mobil mit mehr als 6 km/h entscheiden, unterliegt es der Straßenverkehrsordung. Das Fahrzeug muss zugelassen werden und eine Haftpflichtversicherung dafür abgeschlossen werden (siehe Scooter). 

Ich selbst habe in der Selzer-Klinik mir eins (siehe Foto) mit einer Geschwindigkeit von 6 km/h ausgeliehen und bin an einem Tag ca. 18 km durch den Schwarzwald kutschiert. Und das über Stock und Stein, den Berg rauf und wieder runter. Ein unglaublich neues Lebensgefühl. Endlich habe ich mehr als nur den Radius von einem Kilometer um die Klinik gesehen!

Wie hoch ist die Reichweite eines Elektromobils?

Es gibt E-Mobile, die eine Reichweite von bis zu 70 km haben. Mein ausgeliehenes hatte ca. 25 km Reichweite. Viele laden sich auch beim Runterfahren eines Berges etwas auf. Ich wollte es aber nicht drauf ankommen lasen, trotz dass die Batterie noch knapp im grünen Bereich lag. Ich stand nach 18 km wieder an der Klinik.

Die Aufladung des Akkus eines Elektromobils erfolgt über haushaltseigenen Steckdosen mit Ladeadapter. Es handelt sich um auslaufsichere und wartungsfreie Trockenbatterien. Alle Modelle sind mit einem robusten Einkaufskorb für kleine Einkäufe oder Stauraum versehen. 

Es gibt Reisemodelle, die zerlegbar und drei- oder vierrädig sind , im Kofferaum verstaubar und sehr wendig. 

Es gibt Standardmodelle mit 6 km/h, 10 km/h oder 15 km/h. Sie haben eine Reichweite von 45 bis 70 km und eine Steigfähigkeit bis zu 12-15 %. Es gibt sie mit und ohne Beleuchtung. Alle haben einen bequemen Sitz und Armlehnen. Ebenso gibt es wetterfeste Kabinenfahrzeuge. Für noch mehr Komfort sorgen Zubehöre wie: Stockhalter, Heckkörbe, Arm- und Rückenlehntaschen, Hecktransportboxen und Rollatorhalterungen.

Alle Modelle sind ausgestattet mit:

  • Komfortsitz
  • Armlehnen, meist verstellbar
  • Lenksäulen, meist verstellbar
  • Blinkanlagen mit Signalton
  • Rückspiegel
  • Einkaufskorb vorne
  • wartungsfreie Trockenbatterien
  • zusammenklappbar, wenn es ein Reisemobil ist

Mein Fazit zum Thema Elektromobil oder Scooter als Hilfsmittel bei MS

Auf dem Foto seht ihr ein Elektromobil, das 6 km/h fährt, eine Reichweite von ca. 25 km hat, einen bequemen Sitz, verstellbare Armlehnen, Blinkanlage, Rückspiegel, Transportkorb – das habe ich in der Klinik drei Tage Probe gefahren. Seid ihr unsicher, ob ein Elektromobil oder Scooter als Hilfsmittel bei MS für euch in Frage kommt, dann macht eine Probefahrt. Ich selbst tendiere zu 99 % zum E-Mobil. Da die REHAB vom 16.-18. Mai 2019 in Karlsruhe vor der Tür steht, werde ich mir noch Elektroantriebe für Rollis anschauen. Dann entscheide ich mich.

E-Mobil als Hilfsmittel mit MS-Elektromobile und Scooter als Hilfsmittel bei MS (Multiple Sklerose) - die Unterschiede.

Über euer Feedback im Kommentarfeld würde ich mich sehr freuen, denn mich interessieren eure Erfahrungen. Wer hat einen Scooter oder Elektromobil? Und wer kommt zur REHAB nach Karlsruhe? Dann könnten wir uns persönlich kennen lernen bei einer guten Tasse Kaffee!

Herzlichst 

Eure

Logo vom Blog Frauenpower trotz MS

Anbei noch ein Foto von einem Ausflug mit zwei Mitpatienten quer durch den Nationalpark Schwarzwald. Eine unglaubliche Fahrt war das, kreuz und quer durch den Wald. Wir haben Plätze gesehen, die so schön und unberührt waren, dass ich immer noch ganz geflasht bin. Das ist Lebensqualität pur! Elektromobile und Scooter als Hilfsmittel bei MS – ein klares JA!

Elektromobile und Scooter als Hilfsmittel bei MS (Multiple Sklerose) - die Unterschiede.

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16 Kommentare

  • Antworten Andrea 15. Juli 2020 at 12:55

    Hallo caro. Ich finde es super. Du sprichst mir aus der Seele.
    Normalerweise werden die Thematiken zu MS unter den verschwiegenheitseid gestellt.
    Zumindest ist es in Österreich so.
    Wie bewältigst du diese einschneidenden Schmerzen? Ich liege jetzt schon den dritten Tag
    Immer wiederholt sich diese Pain.
    Bist du mit dem E-Mobil zufrieden….. schreib doch mal
    Meine Wegstrecke detto nur in unserer Siedlung. 🙁
    Glg dein Blog ist super 🤚🌷. Andreina

    • Antworten frauenpowertrotzms 15. Juli 2020 at 18:07

      Liebe Andreina,
      habe deinen Nachnamen rausgelöscht, alles im grünen Bereich 😉
      Welchen Schmerz meinst du-den Trigeminusschmerz?
      Das E-Mobil hatte ich nur ausgeliehen und zuhause konnte ich das Rezept aus der Klinik nicht einlösen. Ich bin umgezogen und hier gibt es keine Möglichkeit es unterzustellen und auch keine Lademöglichkeit. Wenn jemand aber eine Möglichkeit zum Parken und Aufladen hat, kann ich es nur empfehlen. Man erreicht so viele Orte, die ansonsten nicht möglich sind.
      LG Caro

  • Antworten Tabea 10. Mai 2019 at 08:27

    Liebe Caro,

    ich finde es toll, dass es mittlerweile so super Hilfsmittel gibt. Allerdings finde ich es nicht gut, dass die Krankenkassen nicht mehr unterstützen. Da sollte wirklich etwas passieren, denn den Alltag erleichtern diese Hilfsmittel sehr. Vielleicht ändert sich da ja doch noch irgendwann etwas.
    Ich bin übrigens gespannt, wofür Du Dich entscheidest 🙂

    Ganz liebe Grüße :-*

    Tabea

    • Antworten frauenpowertrotzms 10. Mai 2019 at 12:36

      Liebe Tabea,
      ich fahre kommenden Freitag auf die REHAB und sollte ich die Wohnung, wo ich mich beworben habe, bekomme, werde ich ein Elektromobil nehmen.
      Liebe Grüße
      Caro

  • Antworten Biggi 9. Mai 2019 at 12:09

    Liebe Caro, du bist mit deinen Beiträgen immer so top aktuell. Klasse. Und deine Themen finde ich eh immer super gewählt. Ich war auch gerade erst im Schwarzwald und fand es dort traumhaft. Die Ausblicke, Wasserfälle und die Natur hat mich umgehauen. Habe mich gleich wieder in deine Bilder reinträumen können. Danke für den informationen Beitrag, den sich sehr sehr gerne gelesen habe. LG, Biggi

    • Antworten frauenpowertrotzms 9. Mai 2019 at 20:26

      Liebe Biggi,
      der Schwarzwald liegt vor meiner Haustür und ich liebe ihn. Die Hilfsmittel haben mir Lebensqualität zurück gebracht.
      Liebe Grüße Caro

  • Antworten Bettina 9. Mai 2019 at 10:03

    Hallo Caro, spitze 🙂 ich kenne diese Elektromobile, aber mir wäre nie in den Sinn gekommen, dass sie für dich wahnsinnig wertvoll sind! Als ich deine Fotos gesehen habe, wie du während deines Klinikaufenthaltes die Gegend angeschaut hast, habe ich mich richtig für dich gefreut, mir wurde klar: es ist nicht selbstverständlich, dass ich jeden Tag aus meiner Wohnung komme und raus in die Natur gehen kann – danke für deinen Beitrag, ich hoffe, dass er noch vielen Betroffenen hilft, liebe Grüße Bettina

    • Antworten frauenpowertrotzms 9. Mai 2019 at 20:25

      Liebe Bettina,
      es ist so unglaublich dass es solche Hilfsmittel gibt und es ein ganz neues Lebensgefühl. Danke dass du mir gefolgt bist. Habe jeden Kommentar gelesen.
      Ganz liebe Grüße Caro

  • Antworten Isabel 8. Mai 2019 at 10:45

    Hallo Caro,
    toll, dass es mittlerweile so viele Hilfsmittel und Unterstützung gibt.
    Die Reichweite des Akkus wäre mir jetzt auch als erstes in den Sinn gekommen. Ich denke die Technik ist schon weit, entwickelt sich aber in Zukunft hoffentlich auch stetig.

    Liebe Grüße
    Isabel

    • Antworten frauenpowertrotzms 8. Mai 2019 at 18:48

      Danke Isabel.
      Die Entwicklung geht schnell voran und es gibt immer bessere Hilfsangebote, die auch die Kassen übernehmen. Reichweite muss einfach sein, denn manchmal verschätzt man sich doch während einer Fahrt.
      Liebe Grüße Caro

  • Antworten Josefine 7. Mai 2019 at 22:26

    Klasse Artikel und ein gut aufgebauter Vergleich! So hat man einen Anfang. Eine Probefahrt würdest du aber wahrscheinlich immer empfehlen oder?

  • Antworten Sassy 6. Mai 2019 at 22:30

    Ich finde es gut, dass es solche Möglichkeiten heutzutage gibt. Ich kenne mich mit so was überhaupt nicht aus. Zum Glück, darf ich wohl sagen. Ich finde, du hast den Beitrag gut recherchiert und die verschiedenen Hilfsmittel gut vorgestellt und zusammengefasst.

    • Antworten frauenpowertrotzms 6. Mai 2019 at 22:56

      Dankeschön für deinen Kommentar. Ich denke viele können etwas damit anfangen und haben einen ersten Eindruck.
      Viele Grüße Caro

  • Antworten Michelle | The Road Most Traveled 6. Mai 2019 at 21:35

    Schön, dass es mittlerweile so fortgeschrittene Hilfsmittel gibt.
    Ich finde es auch spannend, dass man die Scooter aufladen kann, mithilfe einer Powerbank.
    Das hätte ich gar nicht erwartet.
    Toll, dass du dein Wissen weitergibst und anderen Betroffenen damit helfen kannst.

    Mach weiter so!
    Michelle

    • Antworten frauenpowertrotzms 6. Mai 2019 at 21:48

      Danke liebe Michelle. Es macht mir auch viel Freude meine Erfahrungen weiterzugeben, da haben wir alle etwas davon.
      LG Caro

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