Krankheitsbewältigung Multiple Sklerose

MS und Angst I Tipps, warum du sie überwinden solltest und kannst!

1. März 2020
Multiple Sklerose und Angst

MS und Angst — zwei, die nicht zusammen passen sollten

Sagt sich natürlich leicht, wenn man die Kombination MS und Angst hinter sich gelassen hat. Aber warum ich überzeugt bin, dass du das auch schaffst, kannst du heute lesen. Klingt das in deinen Ohren unmöglich, dann bleibe hier oder steige jetzt aus. Es wäre aber sehr schade, denn ich möchte dir gerne helfen. Zu oft lese ich nämlich in den sozialen Netzwerken über die MS und Angst. Leserbriefe erreichen mich. Ich bin echt überzeugt, dass du deine Angst überwinden kannst und solltest.

Meine Angst hat mich gehindert zu leben

Als ich die Diagnose 2004 bekam, schnürte sie mir regelrecht den Hals zu und legte mich erstmal schachmatt. Da ich zwei kleine Kinder hatte, konnte ich mir damit nicht lange Zeit lassen. Doch einfacher als gesagt. Nach außen war ich vielleicht die alte, aber innerlich zerbrach ich fast an den zwei Buchstaben MS. Die Angst saß morgens an meiner Bettkante, begleitete mich durch den Tag und abends sagte sie mir gute Nacht. 

Noch kam dazu, dass mein Krankheitsverlauf schubförmig hochaktiv war. Ich setzte mich dermaßen unter Druck, dass ich nur noch die MS und Angst im Kopf hatte. stellte mir ständig die Fragen: Werde ich behindert sein und einen Rolli brauchen? Was werden aus meinen Kindern? Schaffe ich sie erwachsen zu werden? Habe ich die Kraft diese MS anzunehmen und mit ihr zu leben? Ist meine Therapie gerade die Beste oder hätte ich etwas anderes ausprobieren sollen? … unentwegt rotierte mein Gehirn. Diese ersten vier Jahre nach der MS–Diagnose waren echt hart, nicht nur für mich auch für meine Kinder und meine Familie. Ein Schub nach dem anderen und auch die Basistherapie löste eine schwere Depression aus. Doch irgendwann blickte ich in den Spiegel und fragte mich endlich: MS und Angst — nein danke!

Angst und MS

Akzeptieren und nach vorne blicken

Du brauchst jetzt nicht zu denken, dieser Prozess passierte über Nacht. Mal so zu sagen, so kann es nicht weitergehen und meine Angst über Bord zu werfen, das ist unmöglich. Das kannst du vergessen. Der Weg war steinig. Doch sage ich heute, weil ich diesen Prozess durchlebt habe und mein Denkmuster geändert habe: Lerne deine MS zu akzeptieren.

Erste Schritte

Erstmal musste ich Ruhe in mein Leben und den Alltag mit meinen Kindern bringen. Stress ist für niemanden förderlich und Menschen mit einer chronischen Erkrankung schon dreimal nicht. Ich lernte mehr über die Multiple Sklerose, inhalierte jede Information und Wissen ein, sortierte dabei für mich wichtiges, schloss mich einer Selbsthilfegruppe an, engagierte mich. Was mir vielleicht am meisten geholfen hat, war mein erstes Buch. Hier konnte ich mir alles von der Seele schreiben und heute sage ich noch, Schreiben ist Therapie. Sicher nicht für jeden und nicht jeder mag seine Geschichte öffentlich machen, aber für mich war es der richtige Weg.

Ich fragte mich oft in dieser Zeit, warum und wovor ich eigentlich Angst hatte? Niemand weiß wie genau ein MS–Verlauf sich entwickelt und das Leben in ständiger Angst zu leben, das wollte ich nun auch wieder nicht. Mein angeeignetes Wissen zeigte mir auch, dass die meisten MS–Betroffenen einen schubförmigen Verlauf haben und lange ohne sichtbare Behinderung leben. Klar, es gibt auch schwere Verläufe, aber ich musste damals aus der Opferrolle heraus und wieder beginnen zu leben. Ich musste meine hochaktive MS mildern. Keiner weiß was einem in der Zukunft erwartet, egal ob mit oder ohne MS.

Dann kam der nächste Schritt

Vier Jahre stand ich mir mit meiner Angst selbst im Weg. Nun machte ich mich sinnbildlich auf den Weg, das zu ändern. Mein Denken nahm endlich eine andere, eine neue Richtung ein. Physisch versuchte ich meine Denkmuster zu unterstützen und änderte ein paar Dinge, und zwar bis heute:

  • Meine Ernährung stellte ich um, langsam und tastete mich ich an dieses Thema heran. Heute esse ich keine Wurst mehr, einmal im Monat Fleisch, viel Fisch, ernähre mich antientzündlich. Klar, auch ich sündige ab und zu. Es gibt verschieden Ernährungsformen bei MS, die favorisiert werden, aber für mich ist antientzündlich genau das Richtige.
  • Ich hörte mir der Basis– und Eskalationstherapien auf. Nur bei meinen MS–Symptomen, wie z. B. Blase und Depressionen nehme ich Medikamente.
  • Vor ca. 8 Jahren erlernte ich Feldenkrais und noch viel früher die Progressive Entspannungstechnik nach Jacobsen. Beides hilft mir sehr den Alltagsstress abzuschütteln.
  • Stress vermeiden, notfalls aus der Situation zu gehen und bei Unternehmungen/Urlaub gut und rechtzeitig zu planen.
  • Keinen Alkohol.
  • Nach meinem letzten schweren Schub 2016 baute ich mir meinen Blog auf und arbeite seitdem nicht mehr geringfügig. Was mir damals sehr schwerfiel, aber mit massiven Sprachstörungen konnte ich meinen Job beim Arzt nicht mehr ausüben. Zuerst musste ich wieder sprechen lernen.

MS und Angst — lass sie hinter dir — du kannst das auch schaffen!

Du siehst, heute bin ich angekommen. Angst, Selbstbetrug, Hass gegen mich und Gott und die Welt habe ich hinter mir gelassen. Es geht noch einiges mit der Krankheit Multiple Sklerose, eben anders. Es wird vieles neu und eventuell irritierend für dich, sein, aber probiere doch mal etwas Neues aus. Was sind deine Träume? Realisiere sie jetzt, wann dann? Eigentlich sollte man sie nie aus den Augen lassen, doch mit einer Erkrankung warte keinen Tag länger. Ändere nicht dich, sondern dein Denken. Verändere dein Denkmuster. Lass dir Zeit und setze dich nicht unter Druck. Aber hey, du schaffst das, denn ich bin nichts Besonderes und habe es auch geschafft. Klar, strauchle ich auch einmal und muss wieder aufstehen. Aber es lohnt sich, jeden verdammen Tag! 

Angst lähmt uns und vielleicht kannst du ihr etwas oder sogar viel Raum in deinem Leben nehmen. Du weißt nicht, was morgen ist, keiner, aber wir können etwas tun. Du bist nicht alleine, du schaffst das, ich glaube fest an dich!

Wie gehst du mit deiner MS und Angst um? Wie fühlte sich deine Angst nach der Diagnose an? Schreibe mir gerne im Kommentarfeld.

Herzlichst

Deine

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9 Kommentare

  • Antworten Tamara Niebler 8. März 2020 at 10:59

    Stark und wahnsinnig inspirierend – ich bin jedes Mal zutiefst beeindruckt, wie offen du über dein Innenleben sprichst und gleichzeitig Mut machst. Am besten fand ich den Satz “Es geht noch einiges mit der Krankheit Multiple Sklerose, eben anders.”

  • Antworten Dr. Annette Pitzer 7. März 2020 at 10:15

    Wissen ist Macht, dies ist meine Waffe gegen Angst und diese Waffe hast auch Du, mit großem Erfolg, eingesetzt. Durch mehr Wissen kommt dann die Möglichkeit die Ohnmacht zu überwinden und selber aktiv an der Gesundheit zu arbeiten. Mir hat schon mein ganzes Leben eine Frage geholfen die Angst loszuwerden. Die Frage lautet „Was kann im schlimmsten Fall passieren?“ Ist für mich diese Frage geklärt verschwindet bei mir die Angst.
    Alles Liebe
    Annette

    • Antworten frauenpowertrotzms 7. März 2020 at 11:31

      Danke liebe Anne für deine Worte. Ich sehe es ähnlich, schlimmer geht immer und manches muss man ausprobieren auch wenn es imm Nachhinein nicht richtig war, man hat es aber probiert.
      Liebe Grüße Caro

  • Antworten Bettina Halbach 5. März 2020 at 14:15

    Hallo Caro, ein interessanter Beitrag der Betroffenen helfen mag, über Ängste hinwegzukommen wenn sie erfahren, dass sie Multiple Sklerose haben vielen Dank dafür.
    Du schreibst , dass du dir früher sämtliche Katastrophen ausgemalt hast, die auf dich zukommen kommen könnten.
    Außer deinem persönlichen Weg : Was mir sehr geholfen hat, ist das Buch von Dale Carnegie ‘Sorge dich nicht, lebe .” kennst es? liebe Grüße Bettina

    • Antworten frauenpowertrotzms 5. März 2020 at 22:29

      Liebe Bettina,
      ja ich kenne das Buch und habe es lange vor meiner Diagnose gelesen. Aus jedem Buch nimmt man etwas mit.
      Ich habe mir keine Katastrophen ausgemalt, sondern Angst gehabt, auch Sorgen, was die Krankheit mit mir anstellen könnte. Habe ja eine große Verantwortung zwei Kinder alleine zu erziehen gehabt. Heute sehe ich es anders. Man wächst an so vielem.
      Liebe Grüße Caro

  • Antworten Steinbeißer Nadja 1. März 2020 at 12:42

    Liebe Caro,
    wieder ein sehr interessanter Blogbeitrag 👏👏 bei mir war es eigentlich so, dass ich die ersten Jahre die MS komplett verdrängt habe, ich nahm zwar meine Medikamente habe aber ansonsten keinerlei Rücksicht darauf genommen! Im Gegenteil, ich wollte beweisen, dass ich noch mehr leisten kann, als vor der Diagnose! Ich legte mir eine „Maske“ zu, immer stark immer lustig – Bis ich Ende 2015 merkte, dass ich nicht mehr so leistungsfähig bin, meine Konzentration ließ nach, es schlichen sich öfters Fehler ein in der Arbeit! Da begann bei mir die Angst – Angst davor meine Arbeit nicht mehr so leisten zu können – Angst davor meinen Chef und meine Kollegen zu enttäuschen vor allem aber Angst davor, diese Maske der starken und immer lustigen Nadja nicht mehr aufrecht halten zu können! Ich schlitterte in eine tiefe Depression, spielte aber immer noch jeden vor, dass alles in Ordnung wäre – Ende 2016 kam dann der totale Zusammenbruch – schwerer Schub, Krankenhaus, Reha, Rente, … erst langsam lernte ich, mich und die MS so anzunehmen, dank einer wunderbaren Psychologin habe ich es mittlererweile geschafft den größten Teil meiner Ängste zu überwinden, aber auch ich habe immer wieder die Tage, an denen ich Angst vor der Zukunft habe, Angst davor, dass die MS mich doch noch kleinkriegt!
    Danke liebe Caro, für Deinen Blogbeitrag ❤️❤️😘😘

    • Antworten frauenpowertrotzms 1. März 2020 at 19:17

      Ach meine liebe Nadja, da hast du auch ein Leidensweg hinter dir. Ich drücke dich aus der Ferne und bin so froh dich über Insta gefunden zu haben. ❤️
      Ganz liebe Grüße Caro

  • Antworten Axel Manns 1. März 2020 at 12:05

    Hallo liebe Caro. Ich mag da ggf untypisch sein. Aber die MS sagte mir am Anfang garnichts. Und ich ging mit einer gewissen Neugierde an das Thema heran. Getreu dem Spruch: Bleib neugierig. Und da hatte eine gewisse Angst gar keinen Raum, um sich breit zu machen. Vielleicht sind es auch die Rahmenbedingungen mit Job, Familie usw. die eine Stabilität erzeugten, dass keine Angst aufkam/aufkommt. Ich lebe jetzt getreu Pipi Langstrumpf :Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt. Das macht vieles leichter zu ertragen

    • Antworten frauenpowertrotzms 1. März 2020 at 19:19

      Hallo lieber Axel,
      es ist schon so eine Geschichte zu lesen. So viel positives das mir auch immer wieder Mut macht. Toll dass wir uns auf Facebook gefunden haben. Wenn du in der selzer Klinik bist, hoffe wir können uns mal treffen und kennen lernen.
      Liebe Grüße Caro

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